Ohne das Engagement von Wolfgang Schäuble sähe jüdisches Leben hierzulande heute anders aus – der CDU-Politiker habe wie kaum ein anderer »zur Wiederbelebung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland« beigetragen, betonte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, in seinem Grußwort anlässlich der Verleihung des Heinz-Galinski-Preises am vergangenen Montag.
Auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hob in ihrer Laudatio die Rolle des damaligen Bundesinnenministers 1990 und 1991 hervor. Unter Schäubles Leitung, erinnerte Knobloch, beschloss im Januar 1991 die Innenministerkonferenz, Juden aus der ehemaligen Sowjetunion als Kontingentflüchtlinge anzuerkennen. Schäubles Einfluss auf »die größte Welle jüdischer Zuwanderung« seit der Gründung der Bundesrepublik habe den Weg bereitet für das vielfältige jüdische Leben im wieder geeinten Land.
Als Wolfgang Schäuble
selbst das Wort ergreift, ist er
emotionaler, als man ihn sonst kennt.
Die Heinz-Galinski-Stiftung innerhalb der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vergibt den Preis an Personen, die sich um die Förderung der Religion, der Toleranz, der Bildung und Völkerverständigung verdient gemacht haben. Kaum ein Politiker habe die Voraussetzungen für den Heinz-Galinski-Preis »so umfassend und zugleich mit so viel Herzblut erfüllt« wie Wolfgang Schäuble, sagte Charlotte Knobloch.
WÜRDE Schäuble sei ein Mensch, der jedes seiner vielen Ämter mit »so beeindruckender Klarheit und Souveränität« ausfülle. Sie bedankte sich im Namen der jüdischen Gemeinschaft ausdrücklich dafür, dass er es als Bundestagspräsident schafft, trotz der Anwesenheit der AfD im Parlament »die Würde des Bundestags zu erhalten«.
Als Wolfgang Schäuble selbst das Wort ergreift, ist er emotionaler, als man ihn sonst kennt. Mit dem Heinz-Galinski-Preis ausgezeichnet zu werden, »bewegt mich sehr«, bekennt er, macht eine Pause und fügt hinzu: »Und das, wo ich doch einigermaßen abgebrüht bin.« Ohne das Engagement von so »unglaublichen Persönlichkeiten wie Heinz Galinski gäbe es heute kein blühendes …« Er stockt und ergänzt: »Es könnte schon ein bisschen besser blühen«, bevor er dann den Satz fortsetzt, »... gäbe es heute kein blühendes jüdisches Leben in Deutschland«.
Nach dem unermesslichen Leid, das die Deutschen den europäischen und deutschen Juden gebracht haben, wirke neues jüdisches Leben hier für ihn immer wie ein Wunder. »Ein Wunder, das sich unser Land nicht verdienen konnte«, so Schäuble.
HERAUSFORDERUNG Heinz Galinski habe sich bei ihm 1990 dafür eingesetzt, dass »wir den Zuzug jüdischer Menschen aus der damaligen Sowjetunion ermöglichen sollten«. Das sei nicht unumstritten gewesen, gibt Schäuble heute zu. Die russischsprachigen Mitglieder in die deutschen Gemeinden zu integrieren, sei eine immense Herausforderung gewesen. »Diese Integrationsleistung kann uns heute im Land als Ganzes ein Vorbild sein«, resümiert Schäuble.
Schäuble verspricht: »Wir als Staat tun alles, um Juden und jüdische Einrichtungen zu schützen«.
Dann spricht er noch über die Gegenwart, die »beschämend für unser Land« sei. Weil keine jüdische Einrichtung ohne Polizeischutz auskommt, weil Juden wieder Anfeindungen und tätlichen Angriffen ausgesetzt sind und weil manche sogar mit dem Gedanken spielen, auszuwandern. Ihnen hält er entgegen, »dass wir als Staat alles tun, um Juden und jüdische Einrichtungen zu schützen«. Der Staat arbeite daran, die Menschen zu überzeugen, dass jede Form von Antisemitismus und Rassismus mit dem deutschen Rechtsstaat nicht zu vereinbaren sei. »Aber dazu brauchen wir die jüdische Gemeinschaft. Sie dürfen nicht gehen!«