Seelsorge

Minjan am Flughafen

Da geht’s zur Flughafensynagoge. Foto: Barbara Goldberg

Man kann ihn nicht verfehlen: Bereits im Eingangsbereich des Terminals 1 des Frankfurter Flughafens weisen Schilder Weiß auf Schwarz den Weg: »Gebetsraum Juden«, mit einem Davidstern als Piktogramm und der Angabe, wo es zu den Toiletten und dem Kirchlichen Sozialdienst geht. Dann muss man doch einen Moment suchen, bis man die Eingangstür zu dem spirituellen Rückzugsort in der erweiterten Halle C, nahe der Check-in-Schalter der israelischen Fluglinie EL AL findet.

Kein Sicherheitsdienst, kein Metalldetektor hindern einen daran, das kleine Eckzimmer mit der gläsernen Front zu betreten. »Darf ich, dürfen Christen auch hinein?«, fragt eine Reisende und hat bereits die Klinke heruntergedrückt. Voller Scheu und Ehrfurcht schaut sie sich im Innern um: »Wie beeindruckend!« Sie zeigt auf die gut zweieinhalb Meter hohe Menora, die den Raum beherrscht, daneben ein paar nüchterne schwarze Stühle, elf an der Zahl, so dass ein Minjan bequem Platz fände, ein kleiner Tisch und in der Ecke eine Vitrine mit einem hellen Stein, in den das Wort Misrach (Osten) gemeißelt ist, als Orientierungshilfe beim Beten.

Menora Die Menora, ein Kunstwerk des 1963 in Sankt Petersburg geborenen Malers und Bildhauers Victor Naimark, erinnert an eine große Kaktee in der Wüste: Auf ein Geflecht aus Kupferdrähten, die den Stamm und die Arme formen, sind gebrannte Tonröhren gezogen, deren heller Grundton mit unregelmäßigen dunklen und hellen Schlieren und Streifen überzogen ist, was an die Rinde einer Birke erinnert. Wie Perlen auf einer Schnur sind zwischen die Tonröhren kleine Kugeln in Türkis, Kobaltblau und Gold eingestreut, die die Strenge des Gebildes auflockern.

Geschaffen hat Viktor Naimark den Leuchter im Auftrag des Frankfurter Rabbinats. Bei der Eröffnung des Gebetsraums erläuterte er, dass er ganz bewusst Ton als Material für die Menora gewählt habe, um die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer zu verbinden. Der Frankfurter Rabbiner Julian Chaim Soussan verwies in seiner Rede auf die große Bedeutung der Menora und deren Botschaft, Licht in das Dunkel und damit Hoffnung für die Menschen zu bringen.

Beratung Soussan hatte den Flughafenbetreiber Fraport bei der Ausgestaltung des Raumes beraten. Nach Angaben des zuständigen Fachreferenten des Unternehmens, Christian Meyer, musste der vorherige Gebetsraum am Flughafen aus Brandschutzgründen aufgegeben werden. Umso erfreulicher, dass kurz darauf dieser kleine Eckraum in Sichtweite der EL-AL-Schalter frei wurde. Für dessen Miete und technische Ausstattung kommt Fraport auf; an den Kosten der Ausgestaltung hatte sich das Rabbinat Frankfurt zur Hälfte beteiligt.

»Da sich der Raum im öffentlichen Bereich befindet, gibt es für ihn keinen speziellen Sicherheitsscheck oder Taschenkontrollen«, erläutert Christian Meyer. Wenn dies vonseiten des Frankfurter Rabbinats erforderlich scheine, könne man das sicher ändern. Bislang gehe man jedoch davon aus, dass eine »regelmäßige Bestreifung durch die Bundespolizei« ausreiche.

Zur Eröffnung des neuen Gebetsraums waren unter anderem Bettina Hickler, EL AL General Manager Germany & Austria, Michael Müller, Arbeitsdirektor des Flughafenbetreibers sowie die Betriebsratsvorsitzende von Fraport, Claudia Amier, gekommen. Auch die evangelische Flughafenseelsorgerin Pfarrerin Ulrike Johanns sowie Pater Heinz Goldkuhle, der katholische Seelsorger am Airport, besuchten den neuen Gebetsraum, der von nun an allen Fluggästen, Flughafenbesuchern und Beschäftigten als Ort des Innehaltens, des Gebets, der Ruhe und Meditation zur Verfügung stehen soll.

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024

Nationalität

Keine Stimme

Ein großer Teil der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat selbst nach Jahrzehnten noch keinen deutschen Pass – und darf deshalb nicht an Wahlen teilnehmen. Wie kann das sein?

von Joshua Schultheis  29.08.2024

Potsdam

»Sie können sich auf uns verlassen«

Bundeskanzler Olaf Scholz besichtigte das neue Synagogenzentrum im Herzen der Stadt

von Christine Schmitt  28.08.2024

Ausstellung

Stolze Lebensbilder

Das Jüdische Museum München zeigt Porträts jüdischer Bürger

von Ellen Presser  27.08.2024