Ein paar Minuten lang herrscht verkehrte Welt auf dem Sportplatz der TSG Frankfurter Berg. Erwachsene Menschen in Trainingsanzügen stürmen über das Spielfeld, drehen sich immer wieder nervös blickend um, schlagen Haken und können ihren Verfolgern doch nicht entkommen. Ein Mob Kleinwüchsiger scheint hinter dem Trainerteam der TuS Makkabi Frankfurt her zu sein, bewaffnet mit prall gefüllten Plastikflaschen, aus denen aber doch nur Sprudelwasser fließt. »Ein Leben lang!«, schallt es über das Spielfeld. »Blau und Weiß, ein Leben lang.« Fast so, als wäre Schalke Meister geworden und nicht Dortmund.
Nach ein paar Minuten haben die D-Jugend-Kicker von Makkabi ihre Trainer eingeholt. Es folgt die Dusche aus der Mineralwasserflasche, das jugendfreie Pendant zur Weißbierdusche. Borussia Dortmund mag einen Tag vorher die Meisterschale errungen haben. Doch an diesem Sonntag zählt für die Jugendfußballer von Makkabi nur eine Trophäe: Der Frankfurter Kreispokal der D-Junioren. Und den haben sie sich eben mit einem deutlichen 3:0 gegen die TSG Niederrad gesichert.
Vergebene Chancen Bei frühsommerlichen Temperaturen waren die beiden Kontrahenten auf neutralem Grund aufeinandergetroffen. Es ist der 1. Mai, Tag der Arbeit. Und schwer erarbeiten mussten sich die Makkabianer ihren Triumph tatsächlich. Nicht, weil es ihnen der Gegner aus dem Frankfurter Stadtteil Niederrad so schwer gemacht hätte, sondern weil man sich – auch wenn man sonst dem Gegner haushoch überlegen war – mit dem Abschluss unnötig schwertat.
Schon in den ersten 15 Minuten nagelt Makkabi die Niederräder in der eigenen Hälfte fest, erarbeitet sich im Minutentakt Großchancen. Doch erst in der 26. Minute fällt die längst überfällige 1:0-Führung – allerdings durch einen Elfmeter, souverän verwandelt von Luca Tanatschek.
Anfeuerungsrufe Den rund 100 Fans, die mit blau-weißen Fahnen, Ballons oder T-Shirts ihre Zugehörigkeit zu Makkabi bekunden, ist das allerdings egal. Frenetisch feiern sie den Torerfolg mit »TuS Makkabi Frankfurt«-Rufen. In der zweiten Halbzeit dürfen sie noch zweimal jubeln. Diesmal fallen die Tore aus dem Spiel heraus. Erneut ist es Luca Tanatschek, der die blau-weiße Führung auf 2:0 ausbaut. Den Schlusspunkt setzt Luca Lohrberg kurz vor dem Abpfiff.
Für den Jahrgang 1998 ist es der erste Pokalerfolg, nicht aber für den Verein. Bereits 2008 konnte sich die damalige D-Jugend den Pokal sichern. Für Sandro Hubermann, der zusammen mit Daniel Asis und Max Eilingsfeld das Trainergespann der D-Jugend bildet, kein Grund abzuheben. »Wir waren überlegen, aber wir haben mittelmäßig gespielt. Ein stärkerer Gegner bestraft so etwas.« Der Mannschaft um die Kapitänin Selina Gerezgiher (das einzige Mädchen im Team) ist das in diesem Moment egal. »Wir hätten viel mehr zeigen können«, sagt die Mannschaftsführerin selbstkritisch. Aber der Satz geht im Jubel ihrer Teamkameraden unter. »Ein Leben lang!«, schallt es wieder über den Platz.