Mehr als 150 Menschen sind am Montagabend in der Mainzer Innenstadt zu einer Trauerkundgebung für die ermordete 14-jährige jüdische Schülerin Susanna F. zusammengekommen. Sie folgten einem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), der Kirchen und der Stadt. Trotz Dauerregens versammelten die Trauernden sich rund zwei Stunden lang auf dem Platz vor dem Mainzer Gutenberg-Denkmal.
Nur wenige Hundert Meter entfernt standen sich vor dem Mainzer Dom rund 25 Demonstranten der rechtsgerichteten Initiative »Kandel ist überall« mit Deutschlandfahnen in den Händen und etwa 100 lautstarke linke Gegendemonstranten gegenüber.
Schmerz Bei der vom DGB angemeldeten Kundgebung am Montagabend sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), dass es zunächst darum gehe, Trauer und Menschlichkeit zu zeigen. Für Diskussionen über politische Konsequenzen sei noch nicht die Zeit. Die Menschen in Mainz empfänden Schmerz und Wut über die Brutalität des Verbrechens. Allerdings gebe es viele Fragen in dem Fall, die beantwortet werden müssten, etwa die, warum die Familie des Tatverdächtigen Deutschland so leicht verlassen konnte.
In der vergangenen Woche hatte der Mainzer Oberbürgermeister unterstrichen, dass der Mord auch eine Herausforderung für den demokratischen Rechtsstaat darstelle. »Er muss sich hinterfragen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger gefallen lassen, ob diese Tat hätte verhindert werden können«, so Michael Ebling.
Zugleich bleibe es falsch, eine Situation der Trauer und der Anteilnahme auszunutzen, um politische Weltbilder zu skandieren, die gegen den demokratischen Rechtsstaat stehen. »Es gilt zu vermeiden, dass die junge Susanna zum Gegenstand demokratiefeindlicher Parolen gemacht wird. Wir brauchen Raum für die Trauer und die Anteilnahme.«
Mitgefühl Nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die zwei Wochen lang vermisste Susanna F. ermordet wurde, brachte auch der Zentralrat der Juden in Deutschland seine tiefe Betroffenheit über das Gewaltverbrechen zum Ausdruck.
»Einem jungen Leben wurde auf grausame Weise ein Ende gesetzt. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden«, teilte der Zentralrat mit. »Wir erwarten von den Strafverfolgungsbehörden eine rasche und umfassende Aufklärung sowie harte Konsequenzen für den oder die Täter. Voreilige Schlüsse oder Spekulationen verbieten sich jedoch.«
Der Tatverdächtige in dem Mordfall Susanna F., der 20-jährige Iraker Ali B., war am Samstag von irakischen Behörden abgeschoben und in Begleitung von Bundespolizisten nach Frankfurt am Main geflogen worden. Der 2015 als Flüchtling nach Deutschland eingereiste B. gestand in den Vernehmungen, Susanna F. umgebracht zu haben, bestritt allerdings eine Vergewaltigung.
Ali B. wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen und in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt überstellt. Anfang Juni hatte sich der Tatverdächtige mit seiner Familie in den Nordirak abgesetzt. Dort wurde er von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen.
Beerdigung Am heutigen Dienstag nun teilte die Mainzer Polizei mit, dass Susanna F. unter Ausschluss der Öffentlichkeit in ihrer Heimatstadt beigesetzt wurde. Zu der Trauerfeier auf dem Jüdischen Friedhof in Mainz seien rund 100 Menschen gekommen.
Die Polizei hatte das Friedhofsgelände abgesperrt, damit Familie und Freunde unbehelligt von Presse und Neugierigen Abschied von dem Mädchen nehmen konnten. epd/ja