Wir sehen uns am Meer – was sich als Buchtitel so unverfänglich-romantisch anhört, sorgte vergangenes Jahr für eine der größten Debatten im israelischen Literaturbetrieb überhaupt. Dabei ist die Geschichte von Dorit Rabinyans gleichnamigem Roman eigentlich ziemlich harmlos. Das Buch erzählt von der scheiternden Liebesbeziehung zwischen einer jüdischen Israelin und einem Palästinenser, die sich in New York kennenlernen.
Dennoch hatte Wir sehen uns am Meer im vergangenen Winter das israelische Erziehungsministerium auf den Plan gerufen. Das Werk wurde trotz einer anderslautenden Empfehlung eines internen Expertenkomitees nicht in eine Lektüreliste für säkulare Oberschulen aufgenommen. Die Begründung des Ministeriums: Die Jugendlichen müssten vor der »Gefahr der Assimilierung geschützt« werden.
Bestseller Als eine von mehr als 200 Schriftstellern aus über 40 Ländern wird Rabinyan nun ihren umstrittenen Roman beim diesjährigen Internationalen Literaturfestival Berlin (bis 16. September) dem deutschen Publikum vorstellen. Neben der Israelin werden auch viele weitere Bestsellerautoren wie Yasmina Reza, Eva Menasse und Michael Wolffsohn erwartet.
Reza liest am 16. September im Haus der Berliner Festspiele aus ihrem aktuellen Roman Babylon. Wie auch schon in ihrem Theaterstück Der Gott des Gemetzels lässt sie auch hier das Tragische immer wieder ins Groteske kippen und spürt großen und kleinen Beziehungslügen schonungslos ehrlich nach.
Politischer wird es bei den Auftritten von Eva Menasse und Michael Wolffsohn. Die Österreicherin hält am 8. September im Haus der Berliner Festspiele einen Vortrag über die Frage, warum die Demokratie vielerorts in die Defensive geraten ist. Am 13. September diskutiert der Historiker Michael Wolffsohn in der Rumänischen Botschaft gemeinsam mit György Dalos über den römischen Dichter Ovid und seine bis heute aktuellen Gedanken über Exil und Verbannung. ja
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