Acht Kerzen haben bis zum gestrigen Abend mit ihrem Licht an das Wunder von Chanukka erinnert. Im Gemeindezentrum am Jakobsplatz konnte man bereits mehrere Tage vor Beginn des Lichterfests Kindern begegnen, die sich mit selbst gebastelten Kopfbedeckungen in Form von Chanukkiot, Öllämpchen und Dreideln auf das Fest vorbereiteten.
Wenige Tage später folgte dann am vergangenen Sonntag für alle Gemeindemitglieder der Höhepunkt: Zunächst fand in der Synagoge ein festliches Konzert statt. Dann ging es hinaus auf den Jakobsplatz. Hier hatten sich bereits viele Münchner eingefunden, um zusammen mit den Gemeindemitgliedern das Fest zu erleben und mitzufeiern.
Dankbarkeit »Wir wollen die Dunkelheit durchbrechen und die Welt ein kleines Stück heller und besser machen«, sagte Charlotte Knobloch in ihrer Begrüßungsrede. Sie erinnerte an jene, die auf der Schattenseite des Lebens stehen wie zum Beispiel die syrischen Flüchtlinge und die Menschen auf den Philippinen, denen der Taifun alles genommen hat. »Machen wir uns bewusst, wie gesegnet wir hier alle sind und lassen Sie uns dafür dankbar sein. Freud und Leid sind oft nur einen Atemzug voneinander entfernt.«
Hinsichtlich der Opfer des Holocausts betonte Knobloch: »Lassen Sie uns alles dafür tun, dass nie wieder grundlos und willkürlich Menschen einem solchen Grauen ausgesetzt sind – das ist unsere generationsübergreifende Verantwortung in diesem Land.« Nie werde sie aufhören, davor zu warnen und leidenschaftlich dagegen zu kämpfen, dass solch ein Verbrechen – zumal in Deutschland – erneut begangen werden könne.
Der Opfer der Pogrome vom 9. November 1938 gedachte dann Kultusminister Ludwig Spaenle. »Und doch gibt es ein Licht der Hoffnung: Sie alle hier dokumentieren das«, so der Politiker mit Blick auf das Chanukkafest. »Ein glückliches Gefühl« war es auch für Oberbürgermeister Christian Ude, so viele Menschen vor der Synagoge zu sehen. Der Jakobsplatz sei »rappelvoll, wie man in München sagt«, auch mit nichtjüdischen Münchnern. Und Jahr für Jahr kämen mehr, stellte Ude fest. Das bestätige, dass das Judentum wieder im Herzen der Stadt angekommen sei – und sich von nichts und niemandem mehr vertreiben ließe.
Gemeinsam Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler erinnerte in ihrer Rede daran, dass in diesem Jahr die große Chanukkafeier genau an dem Tag stattfinde, an dem auch die erste Adventskerze angezündet wird. Sie zeigte sich glücklich darüber, dass »Juden und Christen heute gemeinsam feiern – nach einem Monat, in dem wir auch gemeinsam getrauert haben«.
Dass ein gemeinsames Feiern möglich ist, sei auch Christian Ude zu verdanken, unterstrich Charlotte Knobloch. Zu Ude gewandt, sagte sie: »Sie haben dem Judentum in dieser Stadt wieder eine Heimat gegeben«, lobte Knobloch. »Sie haben die historische Dimension des Projektes Gemeindezentrum erkannt und haben dieser Stadt sowie den Juden in ganz Deutschland eine ungeahnte neue Lebensader erschlossen.«
Nach den Ansprachen zündete dann Rabbiner Israel Diskin die fünf Lichter in der riesengroßen Chanukkia. Assistiert wurde ihm dabei von Oberbürgermeister Christian Ude und erstmals auch von einem Mädchen. »Losfee« Ludwig Spaenle hatte ihr das begehrte Glück der Fahrt mit dem Feuerwehrkorb neun Meter über den Jakobsplatz beschert. Zu den Klängen von »Maos Zur« und anderen Liedern feierten dann alle bei Sufganiot und Getränken das Wunder von Chanukka.