In knapp zwei Wochen wird der Kopierer wieder heiß laufen, werden Bücher gewälzt, Tanzschritte einstudiert und Vokabeln gepaukt. Denn am 18. Februar beginnt das neue Semester der Jüdischen Volkshochschule (JVHS). Vier Monate lernen dann Erwachsene Hebräisch oder Jiddisch, treffen sich Berliner oder Israelis nach der Arbeit, um Filme zu sehen oder Lesungen zu besuchen. »Unser Programm ist zweigeteilt«, sagt Sigalit Meidler-Waks, Leiterin der JVHS. Zum einen gebe es die klassischen Sprachkurse. Zum anderen seien Diskussionen, Lesungen und Veranstaltungen zu aktuellen politischen und kulturellen Themen geplant.
»Ich möchte bei der Zusammenstellung des Programms eine gute Balance zwischen historischen Themen und aktuellen Debatten«, sagt Meidler-Waks. Dabei lässt sich die studierte Judaistin und Kunsthistorikerin auch vom Feedback der Schüler inspirieren. Wenn jemand etwas Interessantes höre und etwas anrege, schaut sie, wie gut die Idee in das Programm der Volkhochschule, die im vergangenen Jahr ihr 50. Jubiläum gefeiert hat, passt.
Russisch Außerdem möchte die JVHS-Leiterin möglichst viele Gruppen der jüdischen Gemeinschaft ansprechen, um sie auch zu ganz neuen Kursen, wie dem von Rabbiner Konstantin Pal, zu bewegen. In seinem Blockseminar, das auf Russisch gehalten wird, beschäftigen sich die Schüler mit »Jüdischen Traditionen und Feiertagen«. Meidler-Waks habe sich ganz bewusst für dieses Seminar entschieden, da sie aus Erfahrung weiß, dass viele Zuwanderer sich gern mit diesem Thema beschäftigen möchten, was aber oftmals an der Sprachhürde scheitere.
Ein zentraler Punkt im Programm der JVHS sei auch die Frage der Identität. Dazu werden in diesem Semester unter anderem der Dokumentarfilm Jews Now von der Regisseurin Galia Oz und Tom Tamar Pauers Film My German Children gezeigt. Als ein Highlight empfiehlt Meidler-Waks die Reihe »Berlin ist groß – Jüdische Autoren und Autorinnen in den 20er-Jahren in Berlin«, die von der Literaturwissenschaftlerin Simone Ladwig-Winters veranstaltet wird. Sie wird mit ihren Schülern die Welt von Schriftstellern wie Alfred Döblin, Alice Berend oder Hans José Rehfisch erkunden. Zentralrats-Generalsekretär Stephan J. Kramer und Johannes Heil von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg diskutieren über ihr Buch Beschneidung: Das Zeichen des Bundes in der Kritik.
Auch Deutschkurse haben einen festen Platz im Programm. Neben Intensivkursen für Jedermann gibt es auch speziellen Unterricht für Senioren. Und wer es lieber theoretisch mag, der kann im Kurs »Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift« hinter die Geheimnisse von Alef und Bet kommen. Etwas Bewegung gefällig? Galiya Tzur will ihren Schülern »Volkstänze – eine israelische Erfahrung« näherbringen. Wen es dabei jetzt in den Beinen kribbelt: Der Kurs beginnt am 4. März.