Zehn Jahre ist es her, dass die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ihren Nachwuchs erstmals in die Ferienkulturakademie einlud. Die Kinder und Jugendlichen kamen, sie tanzten und spielten Theater. »Das Interesse war so groß, dass wir uns irgendwann gefragt haben, warum wir das nur in den Ferien machen«, erzählt Inna Umanska. Sie war vor zehn Jahren bei den ersten Tanzschritten der jungen Besucher dabei. Heute kommen bereits deren Kinder in ihre Kurse. Die Kulturakademie ist zu einem wichtigen Bestandteil des Bildungs- und Freizeitangebots der Gemeinde geworden.
Anfänge 2008 wuchs das Programm schließlich über die Ferien hinaus, der Name änderte sich deshalb, und übrig blieb die Kulturakademie. »Uns waren sechs Bereiche wichtig, in denen wir etwas offerieren wollten: Tanz, Theater, Musik, Kunst, Medien und Bildung«, sagt die Leiterin der Akademie. »In diesen Sparten haben wir alles Mögliche angeboten. Außerdem wollten wir auch verschiedene Altersgruppen erreichen.« Die vergangenen sechs Jahre seien eine spannende Zeit für die Kulturakademie gewesen, so Umanska.
Mit dem wachsenden Zuspruch mussten auch neue Räumlichkeiten gefunden werden, was mit Unterstützung der Gemeinde gelungen sei. Und inzwischen fördert auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) Projekte der Kulturakademie. »Wir haben mit unseren Kindern erarbeitet, wie eine Stadt funktioniert. Das war ein Ferienprojekt«, erklärt Umanska. Sie bauten die »Stadt der Zukunft« und präsentierten sie später in einem Bühnenprogramm den Eltern. »Aber es ging uns auch um politische Bildung. Wir sprachen über die Regierung unserer Stadt, welche Gesetze es geben soll und welche Aufgaben die Polizei hat.«
Kunst Gerade habe man dem LVR eine neue Idee vorgelegt, über deren Förderung verhandelt wird, berichtet Umanska. »Es heißt ›Die Gesellschaft in mir‹. Damit wollen wir die Kinder künstlerisch bilden, sie sollen Kunst verstehen.« Ausflüge in Museen sind geplant, bis nach Frankfurt wollen sie verreisen. Aber die jungen Teilnehmer sollen auch Künstler treffen. »So sollen sie verschiedene Richtungen der Kunst kennenlernen.« Die Zielgruppe für dieses Projekt ist ein wenig älter, »so ungefähr ab zwölf Jahren. Nach den Sommerferien wollen wir anfangen«.
Schon in den kommenden Schulferien startet ein Angebot mit dem Titel »Farbwelten« in Düsseldorf. Auch wenn der Name einen Bezug zur Kunst verspricht, geht es doch um viel mehr, betont Inna Umanska. »Es gibt so viele Länder und Kulturen auf der Welt, in denen jüdische Menschen wohnen. Von den USA über Deutschland und Israel bis nach Russland haben sie Gemeinsamkeiten, aber auch kulturelle Unterschiede. Wir wollen mit den Kindern über das sprechen, was sie alle verbindet.« Am Ende soll ein Theaterstück mit viel Musik stehen.
Überhaupt geht es in der Kulturakademie viel um Musik. Das beginnt schon mit der Früherziehung, die sehr gut läuft, wie Inna Umanska erklärt. »Viele Eltern nutzen dieses Angebot. In einer Gruppe haben wir zum Beispiel 16 tanzende Kinder im Alter von drei Jahren. Wie das aussieht …«, sagt sie erheitert. »Aber es bringt was.« Insgesamt haben die Kurse wöchentlich rund 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Einige von ihnen besuchen mehrere Angebote und werden daher mehrfach gezählt, doch die Zahl bleibt beeindruckend.
Talente »Aber auf solche Statistiken schauen wir nicht in erster Linie«, betont Umanska. »Wir wollen, dass das Niveau der Kurse stimmt, die wir anbieten, damit alle das lernen können, was sie möchten.« Doch noch ein Ziel verfolge man in der Kulturakademie: Talente sollen frühzeitig entdeckt werden. Ihnen könne man dann Grundlagen etwa im Bereich der Musik vermitteln, bevor man die Eltern darauf hinweise, wie man sie weiter fördern könne. »Wir teilen unsere Kinder auch gerne mit anderen Einrichtungen«, sagt sie und lacht. Und in der Gemeinde wirke die Kulturakademie zwischen Kindergarten, Schule, Jugendzentrum und anderen Angeboten ohnehin »wie eine Brücke«.
Eine Erfolgsgeschichte der Akademie ist das »Wunderkindlabor«, in dem die Kinder langsam mit naturwissenschaftlichen Themen in Kontakt gebracht werden. Nachdem das Angebot vier Jahre bestand, waren die Kinder eigentlich zu alt für diesen Kurs, doch sie wollten immer weiter dabei bleiben. »Ihr Interesse war so groß, dass eine Fortsetzung her musste, um im ›Wunderkindlabor‹ auch wieder Platz für Jüngere zu haben. Also haben wir die ›Kinderuni‹ gegründet, in der die Themen dann vertieft werden«, erzählt Umanska.
Nachwuchs An Nachwuchs mangelt es nicht, doch die Leiterin der Kulturakademie ist noch nicht ganz zufrieden: »Ich wünsche mir mehr Erwachsene bei uns«, sagt sie. »Sie kommen jetzt meistens nur, um ihre Kinder zu bringen. Dabei haben wir Angebote wie Zumba und Yoga, Gesangsunterricht, auch Kunst und Bildhauerei. Sie werden genutzt, aber es könnte noch besser werden.« Umanskas Traum ist eine Theatergruppe, die aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen besteht. Der Grundstein dafür, dass das in naher Zukunft gelingen soll, wurde vor zehn Jahren in einem Ferientanzkurs gelegt.