Tu Bischwat gibt uns die Möglichkeit, uns im gemütlichen Beisammensein des Kernbestands unserer Gemeinschaft zu besinnen.» Das sagte Präsidentin Charlotte Knobloch bei der gemeinsamen Feier zum Neujahrsfest der Bäume. «Denn auch wir Menschen sind wie Bäume», fuhr sie fort. «Wir ernähren uns und zehren von unseren Wurzeln. Sie reichen zurück auf Abraham und Sara. Unser Glaube eint uns. Unser Vertrauen in Haschem gibt uns Kraft und Hoffnung.»
mandelblüten Bereits die Jüngsten hatten in den zurückliegenden Wochen für diesen Tag gelernt, geprobt und gebastelt. Genau am 16. Januar, dem 15. Schwat, war es dann im Alexander-Moksel-Kindergarten so weit: Die Kinder präsentierten den Erfolg ihrer Vorbereitungen. Der Saal war dem Thema entsprechend mit Mandelblütenzweigen hergerichtet, die Wände wurden von Zeichnungen geschmückt, die Kinder selbst trugen Blütenkränze im Haar. Zudem hatte die Familie Shuster auch in diesem Jahr wieder für jedes der Kinder ein Päckchen mit Nüssen vorbereitet – eine lange Tradition, wofür Romana Alfred, die Leiterin des Kindergartens, dankte.
Im Anschluss daran wurde dann mit Liedern und Tänzen gefeiert. Selbst die Allerjüngsten mit zweieinhalb Jahren bereiteten einen kleinen Tanzauftritt vor. Bereits am Tag zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler der Sinai-Schule an Tu-Bischwat-Sedarim teilgenommen. Nach dem Gebet bekamen die Kinder dann auch hier Tüten mit vielen Früchten, die in Israel wachsen, geschenkt.
Zwei Wochen später, am vergangenen Mittwoch, ging es dann gemeinsam mit dem Jüdischen Nationalfonds KKL bei einem Projekttag unter dem Motto «Auf dem Boden bleiben – Erde erfahren» noch einmal um die Thematik von Tu Bischwat. Dabei gab es verschiedenen Projekte wie Basteln und Malen (Wüste, Sand, Tiere, Pflanzen, Überleben), Früchte, Speisen und Getränke des Landes Israel (Tu-Bischwat-Seder) sowie eine Station zum Land Israel (Jerusalem, Totes Meer, Tel Aviv, Eilat, Masada). Noch am selben Tag wurden die Ergebnisse in der Schulaula präsentiert. Die Eltern können sie bis zum heutigen Donnerstag besichtigen.
Die große Tu-Bischwat-Feier für alle Mitglieder der Kultusgemeinde fand schließlich am Sonntag, 19. Januar, im Hubert-Burda-Saal statt. Eingeladen hatten dazu die IKG, KKL, die Zionistische Organisation und Torah MiTzion. Von Jahr zu Jahr nehmen an der Feier mehr Menschen teil, teilte Präsidentin Charlotte Knobloch in ihrer Rede mit.
Blüte Ausgehend von dieser Entwicklung stellte sie eine Verbindung zum Neujahrsfest der Bäume her: «Unsere Blüte ist auch unser Zusammenhalt. Gemeinsam, und nur gemeinsam, sind wir stark», betonte sie. «Daher freue ich mich, dass es einmal mehr gelungen ist, die verschiedenen jüdischen Organisationen in München zusammenzubringen, um diese wunderbare gemeinsame Veranstaltung auf die Beine zu stellen.»
Knoblochs Dank galt den Initiatoren, Unterstützern und nicht zuletzt auch Rabbiner Israel Meir Levinger: «Sie haben bereits in der kurzen Zeit, in der Sie bei uns sind, wichtige Akzente gesetzt. Sie verkörpern mit Leidenschaft und Herzblut das Wesen unserer Religion», lobte sie Levinger. «Sie leben die Werte und den Geist der Schrift, und was das Wichtigste ist: Sie nehmen die Menschen mit – behutsam und einfühlsam, aber bestimmt.»
Das bewies Rabbiner Levinger an diesem Tag auf ganz besondere Weise. Mit dem Neujahrsfest der Bäume beginne der Jahreskreislauf der Natur immer wieder von Neuem, sagte er. Der Kreislauf des Lebens beginne mit der Geburt eines Menschen. Deshalb wolle er den Anwesenden etwas zeigen, was die wenigsten von ihnen schon einmal erlebt hatten: die Auslösung des Erstgeborenen, die Pidjon haBen.
Mit Spannung und Aufmerksamkeit verfolgten alle Anwesenden nun eine Zeremonie, die jeder Vater, sofern er nicht Cohen oder Levi ist, durchführen sollte. Die drei Babys, die ausgelöst wurden, waren zwar bereits älter als 30 Tage. Dennoch war es für alle ein eindrucksvolles Erlebnis. Das Baby wurde in eine Schale gelegt, der Vater löste es bei dem anwesenden Cohen Philip Lask mit einigen Silberstücken aus, dann wurde ein Segen gesprochen, das Geld anschließend für karitative Zwecke gespendet.
«Blaue Büchse» Spenden waren an diesem Tag natürlich auch für die Arbeit des KKL zur weiteren Begrünung von Israel willkommen. Mehr als 230 Millionen Bäume sind in der Vergangenheit bereits gepflanzt worden, unterstrich Moderator Steven Guttmann. Er erinnerte an die legendäre «Blaue Büchse» des KKL, die seit Gründung der Organisation im Jahr 1901 in nahezu jedem jüdischen Haushalt zu finden ist.
Verschiedene kurze Texte und Reden vermittelten den Anwesenden immer neue Aspekte zum Geburtstag der Bäume. Dabei genossen die Gäste Früchte, Kuchen und Getränke – und vor allem die Musik, bis mit der gemeinsam gesungenen Hatikwa die stimmungsvolle Feier endete.