Ein Vierteljahrhundert lang war die Pilgersheimer Straße 44 in München für Juden eine feste Größe. Dort residierte »Feinkost Danel«, das einzige Geschäft in ganz Süddeutschland, das seinen Kunden ausschließlich koscheres Fleisch und koschere Lebensmittel anbietet. Weil das Haus abgerissen wird, ist nun ein Umzug notwendig geworden. Von jetzt an befindet sich das Geschäft in der Prinzregentenstraße 130.
»Danel«-Eigentümer Zeev Vilf und sein Team haben stressige Tage hinter sich, um den Umzug im Rekordtempo über die Bühne bringen zu können. Doch es hat alles geklappt. »Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe von Kleinigkeiten, die berücksichtigt und erledigt werden müssen, aber der Geschäftsbetrieb lief nahezu lückenlos weiter«, sagt Zeev Vilf und freut sich über die neuen, größeren und helleren Räume, die ihm jetzt zur Verfügung stehen.
Kaschrut Über den verzögerungsfreien Umzug freut sich auch Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. »Dieses Geschäft ist eminent wichtig für alle Gemeindemitglieder, die sich an die Kaschrut halten. Es gibt sonst keine anderen Einkaufsmöglichkeiten für sie. Deshalb unterstützen wir den Betrieb auch mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln«, betont Knobloch.
Koscher ohne Kompromisse ist auch das Leitmotiv von Zeev Vilf. Es ist keine ganz einfache Aufgabe, beschreibt er den enormen Aufwand, der betrieben werden muss, um die hohe Qualität sicherzustellen. 2500 verschiedene Produkte gehören zu seinem Angebot, das aus vielen Teilen der Welt den Weg in sein Geschäft findet. »Wir arbeiten nur mit Lieferanten zusammen, die unser vollstes Vertrauen haben und Garanten dafür sind, dass es keine Zweifel an der absoluten Koscherheit der Produkte gibt. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren«, erklärt er das Geschäftsmodell.
Neben Israel, dem wichtigsten Handelspartner, kommen seine anderen Lieferanten nicht nur aus Europa, sondern auch aus den USA. »Koschere Fische in der Qualität, wie wir uns das vorstellen, bekommen wir zum Beispiel aus Frankreich, Geflügel aus Belgien«, gewährt Zeev Vilf einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Feinkost Danel. Der Name ist seinen Worten zufolge ein Kunstprodukt. »Ich habe mir den so einfallen lassen, weil er auch ein bisschen Hebräisch klingt«, verrät er.
professionell Die Internationalität der vielen Produkte sorgt für zusätzliche Arbeit im Alltagsgeschäft, erklärt Zeev Vilf. »Die Waren kommen bei uns nicht codiert an und auch nicht in deutscher Beschriftung. Das müssen wir alles mühsam selbst erledigen«, beschreibt er den zusätzlichen Arbeitsaufwand, der ohnehin wesentlich höher als bei nichtkoscheren Lebensmitteln ist.
»Trotzdem bemühen wir uns, die Preise im Rahmen zu halten.« Mit Geschäftsführer Nathan sowie den Mitarbeiterinnen Olga und Diana stehen ihm drei Kräfte zur Verfügung, die mit anpacken. »Diana«, sagt Zeev Vilf, »ist eine hoch professionelle Fleischfachverkäuferin und kennt sich mit den Bestimmungen der Kaschrut bestens aus.«
Eine kleine Verschnaufpause nach den anstrengenden Umzugstagen wäre nicht schlecht, doch das kommt nicht infrage. Pessach steht vor der Tür, und die Vorbereitungen dafür laufen auch in dem Feinkostladen bereits auf Hochtouren. Koschere Weine aus Israel und den USA und andere Spezialitäten wie Gefilte Fisch müssen für die Feiertage rechtzeitig geordert werden, damit keine Engpässe entstehen.
Stammkunden Die meisten, die das Geschäft aufsuchen, sind den Worten von Zeev Vilf zufolge Stammkunden, die seit vielen Jahren kommen und seine Mitarbeiter fast alle persönlich kennen. »Die jüdische Gemeinde in München ist zwar eine der größten in ganz Deutschland. Trotzdem ist die Zahl der Kunden zwangsläufig überschaubar«, gewährt Zeev Vilf weitere Einblicke in das nicht ganz einfache Geschäft mit koscheren Produkten. Deshalb ist er zusätzlich zum Danel auch noch im Großhandel tätig.
Völlig kompromisslos, was die koscheren Lebensmittel betrifft, ist auch das Rabbinat, das über die Einhaltung der Kaschrut mit strengen Augen wacht. »Wenn die koscheren Lebensmittel nicht als solche gekennzeichnet sind oder auch nur der geringste Zweifel besteht, dürfen wir sie nicht verkaufen. Da gibt es keinerlei Zugeständnisse«, beschreibt Zeef Vilf die unumstößlichen Rahmenbedingungen, denen sein Geschäft unterliegt.
Die klare Linie des Rabbinats in dieser Frage kennt auch der Leiter des Restaurants »Einstein« im Gemeindezentrum, Karl-Heinz Fichtner. »Der Maschgiach«, berichtet er von seinen Erfahrungen, »prüft jede einzelne Zutat auf die Einhaltung der koscheren Gesetze. Ich habe schon geräucherten Fisch an unseren norwegischen Lieferanten zurückschicken müssen, nur weil er nicht entsprechend ausgezeichnet war.«