Gedenken

»Keiner soll je vergessen sein«

Charlotte Knobloch Foto: Miryam Gümbel

»Wir, die wir unser Leben leben durften, sowie unsere Nachkommen sind es diesen Helden schuldig, dass kein Einziger von ihnen jemals vergessen wird.« Mit diesen Worten schloss Präsidentin Charlotte Knobloch ihre Gedenkrede für die gefallenen sowjetischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs, bevor sie zu deren Ehren gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Ariel Kligman einen Kranz auf dem Jüdischen Friedhof niederlegte.

Viele Menschen hatten sich vor dem Denkmal eingefunden, um am »Tag der Befreiung« derer zu gedenken, die dafür ihr Leben riskiert und geopfert hatten. Unter den Gästen waren auch die diplomatischen Vertreter Russlands und die der Ukraine.

Dank Nach dem Auftritt des Chors Druschba wandte sich Charlotte Knobloch an die Anwesenden: »Im gemeinsamen Gedenken können wir unsere Trauer, unseren Schmerz, aber auch unseren tiefen Dank und unseren Stolz zum Ausdruck bringen. Niemand – nichts – niemals vergessen! Das ist unser Auftrag! Unsere Pflicht als Teil der geretteten Welt, die diesen Helden ihr Leben und ihren Fortbestand verdankt. Wir treffen uns an den Orten der Erinnerung, um der Gefallenen und ihrer Kameraden zu gedenken sowie der vielen, vielen Menschen, die in diesem unmenschlichen Krieg ihre Verwandten, ihre Mütter, Väter, Ehemänner und -frauen, Großväter und -mütter verloren haben. Kaum eine Familie in der ehemaligen Sowjetunion, die nicht vom Krieg betroffen war. Dieses Denkmal ist auch der Ort, an dem wir all jener gedenken, von denen es heißt, sie seien ›unbekannt verschollen‹. Sie waren nicht unbekannt – und werden es nie sein. Sie waren und bleiben geliebt, geschätzt, und wir vermissen sie. Sie haben Menschen, die an sie denken, und sie haben Menschen – uns –, die an sie erinnern. Keiner soll je vergessen sein. Hier haben sie einen Ort, der ihrer aller Namen trägt. Hier hat jeder einen Namen – jeder, für immer und ewig, unvergessen.«

Zahlen Die Präsidentin wandte sich auch unmittelbar an den Veteranenrat: »An diesem Ort ist es mir ein Bedürfnis, unserem Veteranenrat aus tiefstem Herzen zu danken. Sind es doch vor allem Sie, die sich um das würdige Gedenken der toten Kameraden kümmern sowie – und das ist besonders wichtig und ehrenwert – um die Belange der lebenden Veteranen und der älteren Menschen in unserer Gemeinde.« Dessen Vertreter, Mark Livshits, untermauerte das Ausmaß der Tragödie des Großen Vaterländischen Krieges in seiner Ansprache mit Zahlen: »An diesem Krieg nahmen 61 Staaten mit der gesamten Anzahl an der Bevölkerung vom 1,7 Milliarden Menschen teil. 50 Millionen Menschen sind in diesem Krieg gestorben.«

Er fuhr fort: »In diesem Krieg zählte die Sowjetunion unglaublich viele Opfer. Ohne die Verdienste aller Völker zu schmälern, möchte ich den Beitrag der Juden besonders hervorheben. Bereits Anfang 1943 – in der Zeit der schwersten Kämpfe – wiesen die sowjetischen Streitkräfte 1,5 Prozent an jüdischen Menschen auf. Es waren circa 500.000 Juden. 32.000 dienten als Offiziere, 276 dienten als Generäle und Admiräle. 200.000 Juden wurden mit Medaillen und Orden ausgezeichnet, 1.140 Juden erhielten die höchste Auszeichnung – Helden der Sowjetunion.« Damit trat Livshits auch dem Mythos von der Feigheit und dem fehlenden Kampfgeist der Juden entgegen: »Es ist an der Zeit, dieser antisemitischen Behauptung Paroli zu bieten.«

Mit dem El Mole Rachamim, vorgetragen von Rabbiner Avigdor Bergauz, schloss der offizielle Teil der Gedenkveranstaltung. Wie tief das Bedürfnis der Anwesenden ist, der Gefallenen des Großen Vaterländischen Krieges zu danken, zeigte sich im Anschluss.

Lange verharrten die Menschen noch vor dem Denkmal und legten die traditionellen Steine nieder. Viele hatten auch Blumen mitgebracht, die sie den toten Helden und ihrem Gedenken widmeten.

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