»Wenn das Wetter stimmt, ist das hier eine ruhige Oase mitten in der Stadt«, sagt Natalia Wagner und blickt zum Himmel, an dem graue Wolken aufgezogen sind. Doch die Frau des Krefelder Rabbiners Yitzchak Mendel Wagner strahlt trotzdem, wenn sie von ihrem Projekt »Shul-Hof« erzählt – einem Café, in dem sich bald Mitglieder und Gäste der Gemeinde treffen sollen.
Obwohl der »Shul-Hof« gleich hinter der Synagoge liegt und auf der anderen Seite an ein hohes Gebäude grenzt, »ist es hier im Sommer doch sonnig und schön«, erzählt die Rebezzin. »Ich habe mir schon lange gedacht, dass wir ihn nutzen sollten. Außerdem wollen wir die Gemeinde für jüngere Mitglieder attraktiver machen.«
Im Freien Nun sind im Hof große Sonnenschirme und moderne Möbel um einen Olivenbaum aufgestellt, gespendet von Gemeindemitgliedern. Nach dem Schabbat traf man sich in einem Saal zum Kiddusch, mittwochs öffnet eine Suppenküche, »aber es gab keinen Platz, um sich bei Kaffee oder Tee nach draußen zu setzen«, erzählt sie.
Bei Konzertveranstaltungen oder Vorträgen in der Gemeinde soll das Café selbstverständlich öffnen, aber auch an einem Tag in der Woche, an dem Nichtmitglieder ebenfalls den Shul-Hof besuchen können. Wie die hohen Sicherheitsanforderungen dabei erfüllt werden sollen, steht noch nicht fest. Die Erfahrungen von anderen Gemeinden, etwa Köln, sollen in die Planung einbezogen werden.
Eines ist für den Rabbiner aber jetzt schon klar: »Wir wollen kein geschlossenes Café hinter Panzerglas sein.« Grob geschätzt habe Yitzchak Mendel Wagner schon jeden Krefelder einmal durch die Synagoge geführt, so groß sei das Interesse der Bürger. Das Angebot an Speisen soll alle Besucher zufriedenstellen. »Wir haben eine Fleisch- und eine Milch-Küche, deshalb können wir jedem Gast, egal wie religiös er ist, etwas bieten,« sagt der Rabbiner, der auf die Einhaltung der Speisegesetze achten wird.
Nachschub Entscheidend sei auch die Nähe zu Antwerpen. »Dort gibt es so viele koschere Geschäfte, die uns und unsere Idee unterstützen«, sagt Wagner. Lager und Kühlschränke könne man also schnell auffüllen, viele Gerichte wolle man aber auch frisch zubereiten, von der Falafel bis zum Kuchen. Geld verdienen, da ist sich das Ehepaar einig, kann man mit dem »Shul-Hof« nicht.
Deshalb werden wohl auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen im Café aushelfen, damit keine zu hohen Kosten entstehen. Doch für die Gemeinde und für die Stadt habe das Projekt einen hohen Wert. »Wir können die Menschen zu uns ziehen«, sagt der Rabbiner. »Manchmal geht Judentum wohl auch durch den Magen.«