Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle am Mittwoch mit zwei Todesopfern hat die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen einen Ausbau der Sicherheitsvorkehrungen gefordert. Diese dürften nicht nur auf die aktiven Synagogen beschränkt bleiben, sondern müssten zum Beispiel auch auf ehemalige Synagogen, die heute als Veranstaltungsorte oder Museen genutzt werden, ausgeweitet werden, sagte der Vorsitzende Reinhard Schramm am Freitag in Erfurt. Es bestehe die Gefahr von Nachahmern und Trittbrettfahrern, fügte er hinzu.
Die Landesgemeinde sei noch immer schockiert. Obwohl gerade erst neue Zaun- und Toranlagen in und an der Erfurter Synagoge fertiggestellt worden seien, frage er sich, ob sie einem Angriff wie in Halle standgehalten hätten. Alle seien nach dem Gottesdienst am Mittwoch froh gewesen, als sie die Polizisten am Eingang zum Gemeindezentrum gesehen hätten, erklärte Schramm.
MINDERHEITEN In einer Atmosphäre von zunehmenden Nationalismus und wachsendem Hass und Gewalt gegen Minderheiten müsse mit weiteren Übergriffen gerechnet werden. Er hoffe, er irre sich, aber »die werden vor nichts zurückschrecken«, warnte der Landesvorsitzende.
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dürften nicht toleriert werden. Dieses Thema gehe die ganze Gesellschaft an. Als der Täter in Halle nicht in die Synagoge eindringen konnte, habe er einfach zwei Menschen - einen davon in einem Dönerladen - erschossen.
Dabei habe er wohl nach dem Motto gehandelt, wenn ich schon keine Juden erwische, dann wenigstens Muslime, meinte Schramm. epd