Die Jüdische Gemeinde in Halle wünscht sich einen Monat nach dem Anschlag auf ihre Synagoge einen ruhigen Alltag.
»Wir können kein normales Gemeindeleben mehr führen, weil wir ständig an den Anschlag erinnert werden. Das wühlt uns auf und lässt uns nicht zur Ruhe kommen«, sagte der Vorsitzende Max Privorozki im Interview der »Süddeutschen Zeitung« (Samstag). Politiker und Medien hätten »ein zu großes Interesse, mit uns zu reden«.
Sicherheit Derzeit werde ein neues Sicherheitskonzept für das Gotteshaus erstellt, fügte Privorozki hinzu. So solle neue Technik eingebaut werden, und es stehe bereits ständig eine Polizeistreife vor der Synagoge. Es sei »natürlich wirklich traurig«, dass dieser Schutz nötig sei, so der Gemeindevorsitzende.
Er erklärte jedoch auch: »Wenn wir jetzt keine Maßnahmen ergreifen gegen Antisemitismus und Judenhass, weiß ich nicht, ob die jüdische Gemeinschaft in Deutschland überhaupt noch eine Zukunft hat.« Der Antisemitismus in Deutschland werde »mit großer Geschwindigkeit immer krasser«.
Parallelen Er selbst fühle sich »schon seit ein paar Jahren nicht mehr so wohl in meiner Stadt, in meinem Land«, sagte Privorozki. Er habe bereits daran gedacht, nach Israel auszuwandern. Und weiter: »Ich sehe Parallelen zwischen dem 9. November 1938 und dem 9. Oktober 2019«.
Am 9. Oktober hatte in Halle ein Mann versucht, in die Synagoge einzudringen, und zwei Menschen in der Nähe des Gotteshauses erschossen. Bei den Behörden gab der Mann an, aus rechtsextremen Motiven gehandelt zu haben. kna