Die Jüdische Gemeinde Dresden schloss sich am Montagabend dem Sternmarsch unter dem Motto »Dresden für alle« an. Ein Bündnis aus Glaubensgemeinschaften, Politik, Hochschulen, Vereinen und Bürgern ging gegen die Initiative »Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« (Pegida) auf die Straße.
»Pegida« demonstriert seit dem 20. Oktober jeden Montag mit zuletzt 7500 Teilnehmern in Dresden gegen einen angeblichen islamischen Einfluss und für ein verschärftes Asylrecht. An diesem Montag hielt Pegida eine Kundgebung ab, zu der nach Polizeiangaben 10.000 Anhänger kamen. Gleichzeitig fand von mehreren Punkten der Stadt aus ein Sternmarsch für Willkommenskultur und Weltoffenheit statt.
Zeichen »Vielfalt statt Einfalt« stand auf einem Schild zu lesen, das ein Demonstrant am Sammelpunkt der Pegida-Kritiker vor dem jüdischen Gemeindezentrum in die Höhe hielt. Allein davor versammelten sich rund 500 Demonstranten, um friedlich zur Abschlusskundgebung am Rathaus zu ziehen. Viele hielten weiße Luftballons in der Hand. Insgesamt schlossen sich etwa 9000 Menschen dem Sternmarsch an.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) unterstützten den Sternmarsch. Orosz sorgt sich um das Image der Elbestadt: »Es ist ein gutes Signal, dass sich viele gesellschaftliche Akteure zusammengefunden haben, um ein anderes Bild von der Stadt Dresden zu zeichnen, als es in den vergangenen Wochen entstanden ist.«
In ihrem Aufruf zum Sternmarsch warb die Jüdische Gemeinde zu Dresden für Toleranz: »Wir kritisieren eine patriotische Bewegung, die Menschen ausschließt und ein diffuses Angstbild verbreitet. Wir stehen für eine Stadt, in der jede und jeder einen Platz findet und sein Leben leben kann, ohne dabei andere in ihrer Freiheit zu beschränken.«
Asylsuchende Johanna Stoll von der Jüdischen Gemeinde ergänzt: »Die Feindbilder der Pegida sind nicht unsere, auch wenn sie auf ihren Bannern zur Verteidigung des christlich-jüdischen Abendlandes aufruft. Mit der pauschalen Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Religion haben wir schlechte Erfahrungen gemacht.« Es wäre gut gewesen, wenn die Stadt früher das Gespräch mit Bürgern gesucht hätte, die über den Zuzug von Asylsuchenden besorgt sind, meint die Verwaltungsleiterin der Jüdischen Gemeinde: »Pegida ist keine Lösung.«
Bei der zentralen Kundgebung vor dem Rathaus erinnerte Nora Goldenbogen, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, daran, dass auch Juden immer wieder flüchten und um Asyl bitten mussten. Deshalb sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass Flüchtlinge in Dresden willkommen sind.