Die jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main eröffnet an diesem Mittwoch die Ausstellung »Auf Leben - 75 Jahre Jüdische Gemeinde Frankfurt«. Die Schau über die 75 Jahre der Wiederbegründung jüdischen Lebens nach dem Holocaust sei einzigartig unter den jüdischen Gemeinden in Deutschland, sagte am Dienstag das Vorstandsmitglied der Gemeinde, Marc Grünbaum.
Die Ausstellung zeichne »die Lebenslinien der Gemeinde« aus der eigenen Perspektive nach und enthülle eher unbekannte Seiten. Die Tafeln mit historischen Fotos, Texten und Videointerviews sind im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt bis zum 26. Mai 2024 zu sehen.
Chronologisch angelegte Kapitel heben acht Entwicklungsschritte und Schwerpunkte des Wiederaufbaus jüdischen Lebens in Frankfurt hervor. Vom Wiederaufbau, der Wiedereinweihung der Westend-Synagoge 1950 und der Gründung erster Einrichtungen wie der eines Kindergartens und Altenheims zieht sich die Entwicklung über die Umwälzungen während der Studentenbewegung um 1970 hin zur Integration von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ab 1990. Die Entwicklung führt bis zum ersten Abitur an der jüdischen Schule 2021 und bis zum 27. Oktober, wo eine leere lange Schabbat-Tafel quer über den Frankfurter Marktplatz an die mehr als 230 von der Hamas entführten Israelis gedachte.
»Es gibt keine Kontinuität des jüdischen Kulturlebens durch die Nazizeit, aber es gibt eine Fortsetzung nach dem Krieg«, sagte Grünbaum. Insbesondere die jüngere Generation empfinde stark den geschichtlichen Zusammenhang, der bei einem früheren Jubiläum nicht so betont worden wäre. Die jüdische Gemeinde in Frankfurt sei die einzige in Westdeutschland, die im vergangenen Jahr gewachsen ist.
»Wir sind die jüngste Gemeinde in Deutschland und platzen aus allen Nähten«, sagte Grünbaum. Die Schau zeige, dass die Gemeinde in Frankfurt immer nach außen gewandt und offen gewesen sei.