Der Sänger der Pop-Gruppe »Die Prinzen«, Sebastian Krumbiegel, wird in diesem Jahr die Schirmherrschaft der Jüdischen Musik- und Theaterwoche in Dresden übernehmen. Bei dieser Wahl habe jedoch nicht das musikalische Talent des Schirmherrn im Mittelpunkt gestanden, sondern Krumbiegels öffentlicher Einsatz für Demokratie und Toleranz, erklärt Festival-Sprecher Matthias Hahndorf.
Bei der Jüdischen Musik- und Theaterwoche, die in diesem Jahr vom 14. bis zum 28. Oktober stattfindet, ist ohnehin einiges anders. Zwei Buchstaben machen den Unterschied: Aus der Jiddischen Musik- und Theaterwoche wird die Jüdische. Im 16. Jahr seines Bestehens macht das Festival schon im Titel deutlich, dass es nicht mehr ausschließlich jiddische Kunst präsentiert. »Das Event hat sich mit den Jahren thematisch immer weiter geöffnet und greift auf, was weltweit in der jüdischen Kultur passiert«, erklärt Hahndorf.
Sefarden So wird sich in diesem Jahr alles um die Kunst der Sefarden drehen, jene Juden, die über Jahrhunderte in Spanien lebten und Ende des 15. Jahrhunderts von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden. Sie fanden eine neue Heimat in den östlichen Mittelmeerländern. Dort vermischte sich ihre Sprache und Kultur mit orientalischen Einflüssen. Das Ergebnis kann man in Dresden hören und sehen. Zum Beispiel beim Auftritt von Mor Karbasi, die sefardische Lieder singen wird, oder bei den sefardisch-orientalischen Hochzeitsliedern des türkischen Ensembles Saltiel.
Die Fans der jiddischen Sprache und Musik können jedoch beruhigt sein: Die Kultur des osteuropäischen »Shtetls« hat weiterhin ihren festen Platz in der Dresdner Veranstaltungsreihe. So wird es zum Beispiel auch in diesem Jahr wieder einen Jiddisch-Sprachkurs bei Hatikva geben.
Träger Geändert hat sich aber nicht nur der Name der Musik- und Theaterwoche, sondern auch die Trägerschaft. Neben Hatikva, der Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen sowie der Jüdischen Gemeinde zu Dresden kam das Societaetstheater als Hauptpartner hinzu. Der alte Trägerverein, das Rocktheater Dresden, hatte sich zum Jahresende 2011 aufgelöst.
Zwischen den Partnern gibt es eine Art Aufgabenteilung, erklärt Hahndorf. So fallen die Bildungsthemen wie Sprachkurse und Führungen über den alten jüdischen Friedhof in den Bereich von Hatikva. Das Societaetstheater bietet dem Festival einen festen Platz für seine Bühnenstücke und Musikaufführungen.
Die jüdische Gemeinde lässt den Organisatoren des Festivals inhaltlich freie Hand. Aber sie nutzt gern die Gelegenheit, im Rahmen der Kulturwoche durch Veranstaltungen in der Synagoge oder im Gemeindezentrum Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen und Berührungsängste abzubauen.