In Kassel öffnet an diesem Donnerstag das »Sara Nussbaum Zentrum für Jüdisches Leben«. Es soll zeigen, dass Juden in Kassel präsent und Teil der Gesellschaft sind, sagte Ilana Katz, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde und Gründerin des Zentrums, bei einer ersten Presseführung am Freitag in Kassel. Zugleich will es mit Ausstellungen über die Geschichte und aktuelle Situation der Juden in Kassel informieren.
Café Das neue Begegnungszentrum befindet sich in einem Flachbau, in dessen Erdgeschoss Gemeindevorsitzende Ilana Katz eine multikulturelle Tagespflege einrichten will. Sie hatte das Haus in der Ludwig-Mond-Straße vor zwei Jahren gekauft. Die Räume im ersten Stock sollen Platz für Ausstellungen, Treffen und Diskussionen bieten. Zudem gibt es einen Leseraum. Man will darüber hinaus Musikabende sowie einen regelmäßigen Cafébetrieb anbieten.
»Wir haben uns bewusst für einen Ort außerhalb der Jüdischen Gemeinde entschieden«, sagte Ilana Katz. Viele Menschen hätten Angst davor, eine Synagoge zu besuchen. Man wolle über das Judentum und über jüdisches Leben jenseits des Religiösen informieren. Die Idee habe im vergangenen Sommer neue Nahrung erhalten, als in Kassel die antisemitischen und antiisraelischen Wellen bei den Demonstrationen zum Gaza-Krieg hochschlugen, erzählt Katz’ Sohn Alexander. Damals hörte beim Besuch einer Schulklasse in der Synagoge den Satz: »Was, es gibt noch Juden? Ich dachte, die seien alle ausgestorben.«
Ausstellung Die Leitung des Sara Nussbaum Zentrums übernimmt Elena Padva. Derzeit sind bereits Ausstellungen im neuen Zentrum zu sehen: »Juden in Kassel« dokumentiert als Dauerausstellung jüdisches Leben vom Mittelalter bis heute in der hessischen Stadt. Eine weitere Schau zeigt Lebenswege einzelner Kasseler Juden sowie drei Kasseler Persönlichkeiten, unter ihnen Namensgeberin Sara Nussbaum. »Wir wollen mit den Themen der Ausstellungen nicht in der Vergangenheit bleiben«, erläuterte Padva.
Das Sommercamp der Jüdischen Gemeinde hat sein Kommen angesagt. Nach den Sommerferien will eine Schulklasse das neue Zentrum besichtigen. Das Café soll jeden Sonntag geöffnet sein. Unter dem Titel »Antisemitismus heute« bietet das Sara Nussbaum Zentrum am 5. November einen Grundlagenkurs für Gewerkschafter an.