Hana Fischer ist wohl doch ein bisschen naiv. Zumindest in diesem einen Punkt, das sagt die Kölnerin selbst ganz realistisch. Denn sie hat einen Traum. Wie er Wirklichkeit werden soll, weiß sie aber noch nicht ganz genau. »Ich will es einfach«, erklärt Fischer. Was sie will, ist ein jüdisches Kulturzentrum in Köln. Einen Ort, an dem man zwischen Kaffee, koscheren Kleinigkeiten, Büchern und Judaica oder bei Veranstaltungen in die Welt des Judentums eintauchen kann. In kleinen Schritten nähert sich Hana Fischer ihrem Ziel: Auch ohne eigenen Ort beginnt sie nun, ihr Projekt mit dem Namen »Milch und Honig« mit Inhalt zu füllen.
»Angefangen habe ich mit der Idee, ein Café zu eröffnen. Nur ein kleines milchig-koscheres, in dem man an zwei Abenden in der Woche Veranstaltungen hätte machen können, vielleicht auch etwas für Kinder, das hätte schon gereicht«, erzählt die 30-Jährige. Im Dezember letzten Jahres habe sie die Räume dafür tatsächlich schon gefunden, »aber da habe ich festgestellt, dass ich kein kleines Unternehmen haben möchte. Die Café-Form wollte ich nicht und habe deshalb doch noch abgesagt«, erzählt die Kölnerin.
Kulturprogramm Morgens die Tür aufschließen, die Kaffeemaschine anwerfen, das sei nicht das gewesen, was sie im Sinn hatte. »Mich hat schließlich die kulturelle Seite mehr interessiert.« Hana Fischer musste ihr Projekt überdenken. So kam sie darauf, ihren Traum mit dem Titel Kulturzentrum zu überschreiben. »Ich finde, es ist ein guter Begriff für das, was ich machen will.« Denn ein eigener fester Ort sei unbedingt nötig für ihre »Informationsstelle mit allem Drum und Dran«, die inzwischen als gemeinnütziger Verein eingetragen ist.
Besonders wichtig für Hana Fischer ist: »Wir müssen in der Stadt präsent werden. Wir brauchen einen öffentlichen Ort, an dem das Judentum sichtbar werden kann. Man soll sehen, dass wir da sind.« Durch diese Sichtbarkeit, glaubt die Kölnerin, könne man Akzeptanz erst ermöglichen, dass es bisher keine Sichtbarkeit gibt, weil eben keine Akzeptanz da ist, möchte sie nicht glauben. »Mein Mann vertritt diese Sichtweise«, räumt sie ein. »Aber ich will es wagen. Sonst würden wir es nie herausfinden. Kann sein, dass es eine schlechte Erfahrung wird.«
Seminare Knapp zehn Personen sind es inzwischen, die sich vorstellen können, mit Hana Fischer diesen Traum umzusetzen. Unterstützung erhält sie dabei auch von der Synagogen-Gemeinde Köln. Wenn Fischer Anfang September mit dem Programm von »Milch und Honig« beginnt, wird sie auch im Haus an der Roonstraße Veranstaltungen durchführen können. Ab dem 10. September wird hier an jedem zweiten Dienstag im Monat ein »Jüdisch-naturphilosophisches Seminar« angeboten.
Die Auftaktveranstaltung für das »Milch und Honig«-Programm findet schon am 3. September statt, dann beginnt die Reihe »Judentum für Dummies« in der Melanchthon-Akademie am Kartäuserwall. Fortan wird es an jedem Dienstag um 19.30 Uhr entweder in den Räumen der Synagogen-Gemeinde oder der evangelischen Akademie Veranstaltungen geben. Der Titel des ersten Abends zeige schon, so Fischer, wie niederschwellig das Angebot zum Teil sein wird, doch es reicht bis hin zu Vorträgen über jüdische Geschichte in russischer Sprache.
Das Publikum sollen Juden wie auch Nichtjuden aus dem Großraum Köln bilden. »Aber«, betont Hana Fischer noch einmal, »es soll nicht nur bei Veranstaltungen bleiben«. Sie seien nur der erste Schritt hin zu einem sichtbaren Judentum in der Kölner Öffentlichkeit – neben der Synagogen-Gemeinde.