Dienstagmittag in Frankfurt, wolkenloser Himmel, Menschen unterhalten sich auf Russisch, Deutsch und Hebräisch. Israelflaggen wehen im lauen Wind. An der Hauptwache, wenige Schritte von der Einkaufsmeile Zeil entfernt, sind Dutzende Stände und eine Bühne aufgebaut. Aus Lautsprechern erklingen israelische Melodien. Zu Ehren des jüdischen Staates veranstaltete der Verein »ILI – I Like Israel« ein öffentliches Fest im Zentrum Frankfurts.
»Wir freuen uns, dass wir mitten in der Stadt sind«, sagt Vereinsvorsitzender und Organisator Sacha Stawski. Es gehe darum, den 71. Geburtstag Israels zu feiern. Ein Ziel sei es, mit den Passanten über Israel ins Gespräch zu kommen. »Wir versuchen, den Frankfurtern zu vermitteln, was für ein tolles, blühendes, fröhliches, aufregendes und vielfältiges Land das ist.«
publikum Das Publikum ist an diesem Tag sehr gemischt: Bankangestellte in Anzügen sind ebenso zu sehen wie Touristen aus aller Welt und Einheimische diverser Herkunft, unter ihnen zum Ende des Fastenmonats Ramadan festlich gekleidete Muslime. Einige Passanten blicken verwundert, gar skeptisch. Andere sind neugierig, bleiben an den Ständen stehen und kommen ins Gespräch.
Während die WIZO-Frauen zu einem ungezwungenen Austausch bei Kaffee und Kuchen einladen, geht es am Stand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) oft um Politik. Es ergäben sich viele Gespräche unterschiedlicher Art, berichtet Tibor Luckenbach, Bundesvorsitzender des Jungen Forums der DIG: »Die Themen gehen von Reisetipps über heikle politische Fragen beispielsweise zum Sechstagekrieg oder Siedlungen bis hin zu Fragen der deutsch-israelischen Beziehungen.«
Ein Publikumsmagnet ist der Falafel- und Schawarma-Stand. Sogar die in diesem Jahr zahlreich vertretenen Polizisten essen dort zu Mittag. Auch ein seit 30 Jahren in Frankfurt lebendes kurdisch-irakisches Paar hat das koschere Falafel-Sandwich probiert. »Fast original« sei der Geschmack, urteilt das Paar, das ganz zufällig den Israeltag besucht. Ein Stammgast ist hingegen Yael Gower. Seit 1969 lebe sie in Frankfurt. Den Israeltag beschreibt sie kurz und bündig als »wunderschön«.
grusswort Moderiert wird das Fest vom Autor, Schauspieler und Regisseur Gerd Buurmann. Gemeinsam mit Sacha Stawski geht er von Stand zu Stand, spricht über unkonventionelle israelische Fahrgewohnheiten, koschere Weine, aber auch über die Rechte von Homosexuellen und das religiöse Leben in Israel. Am Nachmittag betreten die Frankfurter Gemeinderabbiner Julian-Chaim Soussan und Avichai Apel die Bühne, um ein Gebet für Israel zu sprechen. Wenig später richtet Oberbürgermeister Peter Feldmann ein kurzes Grußwort an das Publikum.
»Ich habe viele Menschen mit extrem guter Laune gesehen«, sagt der SPD-Politiker. Feldmann hebt Frankfurts Städtepartnerschaft mit Tel Aviv, aber auch mit der türkischen Stadt Eskisehir und der ägyptischen Hauptstadt Kairo hervor. Er spricht von der Pflege der Freundschaft mit Israel, erwähnt zudem die erfolgreiche Teilnahme des Frankfurter Jugendzentrums »Amichai« an der Jewrovision. Darin drücke sich das Selbstbewusstsein der Jüdischen Gemeinde aus, sagt Feldmann. Zum Schluss betont er die Offenheit Frankfurts, die jedoch nicht für Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassenhass, Islamophobie und Antisemitismus gelte.
Der Himmel über Frankfurt bleibt auch am Nachmittag wolkenlos. Als DJ David Kapoul »Hallelujah«, den israelischen ESC-Gewinnersong von 1979, auflegt, beginnen vor der Bühne einige Besucher des Israel-Tages leidenschaftlich, ausgelassen und fast selbstvergessen zu tanzen.