»Mein Pass war türkisch, meine Muttersprache Ladino, meine Religion jüdisch, meine Erziehung preußisch.« Dies erzählte Isaak Behar einmal in einem Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen aus seiner Kindheit in Berlin. In dieser Stadt ist er am 6. September 1923 als Sohn sefardischer Eltern geboren. Als einziger der Familie – seine Eltern und seine beiden Schwestern wurden am 14. Dezember 1942 vom Güterbahnhof Grunewald deportiert und später ermordet – überlebte er die Schoa im Untergrund.
Erst Jahrzehnte später fing er an, davon zu erzählen. Seine Erlebnisse wurden für die »Shoa Foundation« von Steven Spielberg aufgezeichnet. 2002 veröffentlichte Behar seine Autobiografie mit dem Titel »Versprich, dass du am Leben bleibst«. Er gab seine Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus weiter an Schüler, Polizei-Azubis, Bundeswehrrekruten und andere Interessierte.
Nun ist die Stimme des Berliner Gemeindeältesten für immer verstummt. Isaak Behar verstarb am 22. April im Alter von 87 Jahren. Am Donnerstag wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Scholzplatz beigesetzt. Seine Frau Barbara Lea, seine Söhne Daniel und Benjamin, viele Freunde und Bekannte begleiteten ihn auf seinem letzten Weg.
In seinen Abschiedsworten erinnerte Rabbiner Andreas Nachama an einen liebevollen Familienvater, einen verdienten Repräsentanten jüdischen Lebens in Berlin und einen Zeugen des 20. Jahrhunderts. Behar sei durch das Schicksal seiner Familie innerlich schwer beschädigt, dennoch in der Lage gewesen, »das Unaussprechliche in Worte zu fassen«.
Nachama würdigte Behars Engagement in der Gemeinde, deren Verantwortlichen er »oft die Leviten gelesen« habe. Er sei zudem die Triebfeder bei der Wiedereinrichtung einer sefardischen Synagoge in Berlin gewesen.
Der Vorsitzende der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Michael Joachim, sprach davon, dass Behar als »sehr engagierter und streitbarer Jude und authentischer Mahner« fehlen werde. Berlins Innensenator Ehrhart Körting sagte unserer Zeitung: »Isaak Behar war uns ein lieber Freund und wichtiger Zeitzeuge. Er hat eine Generation von jungen Polizeibeamten mitgeprägt. Das ist sein Verdienst.«