Die Scheckübergabe auf der Baustelle Ende November war ein Meilenstein für die Kinderbetreuung in München. Ab dem nächsten Frühjahr werden hier im Stadtteil Bogenhausen rund 100 Kleinkinder in der Krippe und Tagesstätte Platz finden. Harald Strötgen, scheidender Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse München, und Oberbürgermeister Christian Ude überreichten IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch dafür 250.000 Euro.
Gespendet wurde das Geld von der Stiftung »Wir helfen München«. Diese wurde von dem Unternehmer Harry Habermann, Professor Stephan Heller, Professor Stefan Leberfinger und Harald Strötgen unter der Schirmherrschaft von Christian Ude gegründet, damit München für alle Bürger lebenswert bleibt.
»Als dankbarer Bürger dieser Stadt möchte ich dazu beitragen, mit dieser Initiative weniger privilegierten Menschen neue Chancen und Perspektiven zu eröffnen«, begründete Habermann sein Engagement.
Verbesserung Im Mittelpunkt der Stiftungsarbeit stehen Kinder, Jugendliche und alte Menschen. Dringend benötigt werden in München nach wie vor Krippenplätze für Kleinkinder. Für viele Eltern ist es schwierig, einen geeigneten Betreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Um hier einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Situation für Eltern und Kinder zu leisten, unterstützt »Wir helfen München« die Israelitische Kultusgemeinde bei der Errichtung der neuen Kindertagesstätte.
Die Einrichtung wird nach der Eröffnung im Frühjahr 2014 allen Münchner Kindern offenstehen – jüdischen ebenso wie nichtjüdischen. Die Fördermittel der Stiftung werden aus Spenden erwirtschaftet, die vor allem von Münchner Unternehmen stammen, die die Stiftung dauerhaft unterstützen wollen.
Noch ist das Gebäude, in dem früher Kindergarten und Sinai-Schule untergebracht waren, eine Baustelle. In dem denkmalgeschützten Haus wird alles getan, um die Wahrung des historischen Bestands und die Bedürfnisse der Kinder und ihre Betreuung optimal zu verbinden. Ein alter Kachelofen und historische Türstöcke sind da nur ein Beispiel, auf die Architekt Karl Sorge und sein Team bei der Begehung eingingen.
Meilenstein Für Charlotte Knobloch ist die Kindertagesstätte ein »weiterer wichtiger Meilenstein für die Sicherung der Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in München und Bayern. Die Kultusgemeinde rundet damit ihr Angebot an frühkindlicher Betreuung und Pädagogik ab – eine Reaktion auf den wachsenden Bedarf seitens der Gemeindemitglieder.«
»Kinder sind unsere Zukunft«, unterstrich auch Harald Strötgen: »Wir freuen uns, wenn wir dazu beitragen können, dass sie in der neuen Tagesstätte gut versorgt sind und sich wohlfühlen.« Für Christian Ude ist die Kinderkrippe an dieser Stelle, in deren unmittelbarer Nachbarschaft einst Heinrich Himmler gewohnt hatte, eine »stadtgeschichtliche Zäsur«. Seit Kriegsende habe es hier und in der Umgebung immer jüdisches Leben gegeben.
Bei der Scheckübergabe anwesend waren auch Ralf Fleischer, künftiger Chef der Stadtsparkasse, sowie Stadtschulrat Rainer Schweppe, das Präsidium der Kultusgemeinde und zahlreiche Vorstandsmitglieder. Unter letzteren war auch Talia Presser, bei der sich Knobloch für ihren Einsatz im Zusammenhang mit der Kinderkrippe bedankte.
ambitioniert Betrieben wird die Kindertagesstätte im Auftrag der Kultusgemeinde von der AWO München. Einfach war der Weg zur Realisierung nicht. Die IKG kann dieses ambitionierte Projekt nur dank der Unterstützung und Förderung durch den Bund, den Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München sowie mithilfe der Spenden von Privatpersonen umsetzen. Dazu kamen und kommen weitere Unterstützer. So hat auch der Münchner Polizeichor zur Finanzierung beigetragen und mit einem viel bejubelten Benefizkonzert im Sommer einen Beitrag geleistet.
All diese Spenden unterstreichen »das große Wohlwollen, das unserer Gemeinde in München entgegengebracht wird«, sagte Charlotte Knobloch bei der Scheckübergabe. Die Unterstützung der Kindertagesstätte hilft, einen lang ersehnten Traum von Charlotte Knobloch zu realisieren und zugleich einem dringenden Bedürfnis junger Eltern nachzukommen.
»Angesichts des wachsenden Bedarfs ist es mir eine Freude und auch eine große Erleichterung, dass wir dieser berechtigten Forderung seitens der Mitglieder endlich nachkommen können«, betonte die Präsidentin. Auf diese Weise werde auch die zweite und dritte bereits hier geborene Generation der sogenannten Kontingentflüchtlinge von klein auf in die deutsche jüdische Gesellschaft eingegliedert, erklärte Knobloch.
Vollversorgung Mit der Kinderkrippe werde das frühkindliche Bildungsangebot der IKG vervollständigt. »Das bringt uns in Sachen Zukunftssicherung und Vollversorgung der jüdischen Familien im Großraum München einen entscheidenden Schritt weiter«, freute sich Knobloch. »Der wachsende Bedarf zeigt: Die Kinder sind da. Unsere Gemeinde lebt und wächst. Diese Kinder sind unsere Zukunft!«
Die Spende von »Wir helfen München« sei ein wichtiger Baustein in der Finanzierung des Projekts Kinderkrippe und habe eine große Symbolkraft, so Knobloch weiter. »Mein Traum – dass wir als jüdische Gemeinde nicht nur baulich, sondern auch mental im Herzen der Stadt und in den Herzen der Menschen ankommen, hat sich realisiert.« Die Bereitschaft aus der Mitte der Stadtgesellschaft, der jüdischen Gemeinde bei der Gestaltung und der Sicherung ihrer Zukunft zu helfen, sei enorm.
Noch einmal sprach sie auch Harald Strötgen direkt an, denn auch diese Spende trägt seine Handschrift: »Er hat bereits als Vorsitzender des Kuratoriums und des Fördervereins zur Errichtung des jüdischen Gemeindezentrums Herausragendes geleistet. Er hat sich unermüdlich und unbeirrbar dafür eingesetzt, dass wir diesen Traum der Heimkehr realisieren konnten.«