Wir machen, was wir können, damit unsere Gemeindemitglieder und ihre Familien nicht in Not leben müssen. Das ist eine immer größer werdende Herausforderung für uns.» IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch hat ein feines Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen. Deshalb hat sie schon vor vielen Jahren eine hauseigene «soziale Feuerwehr» installiert, die dringender benötigt wird denn je zuvor. Ein gutes Dutzend fester Mitarbeiter und rund 170 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Arbeit der Sozialabteilung.
Olga Albrandt, die an der Fachhochschule in München Sozialarbeit studierte und 2005, gleich nach ihrem Abschluss, die Leitung der Sozialabteilung übertragen bekam, muss nicht lange überlegen, um die drei zentralen Problemfelder ihrer Arbeit zu nennen: «Es ist einmal die Sicherung der Lebensexistenz, es sind Leistungen in Zusammenhang mit Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Schwerbehinderung, und es geht um die dauerhafte Sicherung der Wohnverhältnisse.»
Probleme Für Wohnungssuchende, die nicht über sehr viel Geld verfügen, ist München ein Albtraum. Erst recht für viele Gemeindemitglieder, die in den vergangenen Jahren als Zuwanderer nach München kamen und auf soziale Hilfsleistungen angewiesen sind. «Was die ohnehin prekäre Lage auf dem Wohnungsmarkt für uns noch schwieriger macht, ist die Tatsache, dass viele Vermieter Eigenbedarf anmelden und eine Kündigung schnell auch mit Anwälten durchsetzen. Welche Dramen sich hinter solchen Kündigungen verbergen, ist leicht nachvollziehbar, wenn man weiß, dass zum Beispiel schon ein defekter Kühlschrank ein riesiges Problem darstellt», betont Olga Albrandt.
Etwa bei der Hälfte aller Beratungen durch das IKG-Sozialteam geht es den Worten von Olga Albrandt zufolge um die Sicherung der Lebensexistenz. Der Bedarf der Ratsuchenden ist enorm. Das hat dazu geführt, dass für Beratungsgespräche, die oft eine Stunde und noch länger dauern können, inzwischen eine feste Terminvereinbarung notwendig ist. «Anders war es organisatorisch aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr zu lösen. Wir haben pro Woche 50 bis 60 Beratungsgespräche», erklärt Olga Albrandt.
Realität ist auch, dass es vor allem Menschen im Rentenalter sind, die Hilfe von der Sozialabteilung benötigen. «Sehr viele von ihnen, die aus ihren Heimatländern keine oder nur eine sehr kleine Rente erhalten, leben an der Existenzgrenze und kommen ohne Sozialleistungen nicht aus», beschreibt die Leiterin der Sozialabteilung das Problem der Zunahme von Altersarmut auch unter der jüdischen Bevölkerung.
Schoa-Überlebende IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch hat in diesem Zusammenhang – wie auch Max Mannheimer – in ihrer Funktion als Beauftragte für Holocaust Memory beim World Jewish Congress jüngst auf die «unerträgliche Situation» hingewiesen, dass von Altersarmut auch viele Schoa-Überlebende betroffen sind. In der IKG betrifft das rund 800 von insgesamt 10.000 Menschen. «Das ist ein Missstand, den die Politik nicht hinnehmen darf», so Knobloch.
Die Anforderungen an die Mitarbeiter in der IKG-Sozialabteilung, die das ganze Spektrum sozialer Dienstleistungen abdeckt, werden durch eine Fülle immer neuer Gesetzesänderungen, Anpassungen von Vorschriften und Umsetzungsbestimmungen nicht einfacher, die Komplexität vieler Einzelfälle noch gar nicht berücksichtigt. «Besonders im Bereich der psychosozialen Unterstützung und bei der Kenntnis des komplizierten Versorgungssystems sind die Anforderungen sehr hoch. Um dem gerecht zu werden, werden alle Mitarbeiter kontinuierlich fachlich begleitet und qualifiziert», erklärt Olga Albrandt.
Besonders stolz sind Präsidentin Charlotte Knobloch und Olga Albrandt auf die 170 ehrenamtlichen Helfer, ohne die das soziale Netzwerk der IKG nicht so gut funktionieren könnte. «Sie sind eine der bewährtesten Säulen der sozialen Dienstleistung und der integrativen Arbeit in der IKG», weiß die Präsidentin das Engagement der Ehrenamtlichen zu schätzen. Olga Albrandt hat die Stunden zusammengerechnet, die die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr im Dienst der IKG geleistet haben: «Es kommen genau 12.529 Stunden zusammen.»
Die große Energie, die von Menschen mit großem sozialen Herzen in das Engagement für die Sozialabteilung gesteckt wird, ist nicht der einzige positive Aspekt. «Wir haben für alle möglichen Bereiche richtige Experten im Einsatz», lobt Olga Albrandt die Qualität ihrer vielen Mitarbeiter. In einem Bereich indes könnte es noch besser sein. «Ein Rechtsexperte, der sich im Mietrecht auskennt und uns beraten könnte, wäre ideal», träumt Olga Albrandt.