Dialog

Im Gespräch bleiben

Mit einer Festveranstaltung im Saal des Alten Rathauses ging am Sonntag die »Woche der Brüderlichkeit« in München zu Ende. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit München (GCJZ), die die Aktionswoche in diesem Jahr unter das Motto »Angst überwinden – Brücken bauen« gestellt hatte, konnte am Ende eine positive Bilanz ziehen.

In den zurückliegenden Tagen, von Sonntag bis Sonntag, gab es in der bayerischen Landeshauptstadt zahlreiche Veranstaltungen, die sich der Beziehung zwischen Juden und Christen auf unterschiedlichste Art und Weise näherten. Trotzdem haftet sich Ellen Presser, die Leiterin der IKG-Kulturabteilung, bei ihrem Programm zur Woche der Brüderlichkeit an einen elementaren Grundsatz als verbindendes Glied. »Der Dialog, Kommunikation schlechthin, ist das entscheidende Mittel auf dem Weg zum gegenseitigen Verstehen«, sagt sie.

Briefe An den zwei Abenden im Gemeindezentrum, die in diesem Jahr der Woche der Brüderlichkeit gewidmet waren, ließ sich diese Grundhaltung gut ablesen. Der Literaturwissenschaftler Dirk Heißerer, Veranstalter literarischer Spaziergänge und Exkursionen sowie Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums, stellte seinen Beitrag – den Briefwechsel zweier kluger Männer – ebenfalls unter das Motto Kommunikation. Die Korrespondenz zwischen dem Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875–1955) und dem Künstler, Kunsthistoriker und -kritiker Wolfgang Born (1893–1949), die er bei der Veranstaltung thematisierte, wird Heißerer noch in diesem Sommer als Buch herausbringen.

Für Rolly Brings, der den zweiten themenbezogenen Abend zur Woche der Brüderlichkeit im Gemeindezentrum am Jakobsplatz gestaltete, ist Musik das Mittel zur Kommunikation. »Dunkelgold« hieß sein Programm, bezogen auf den gleichnamigen Gedichtband aus der Feder von Itzik Manger (1901–1969), einem der bedeutendsten Jiddisch schreibenden Lyriker des 20. Jahrhunderts. Dessen Gedichte sowie Werke von Heinrich Heine gehören zu Rolly Brings’ Repertoire. 30.000 Zuhörer hat er damit schon gefesselt. »Bei uns waren es ein paar weniger«, schmunzelt Ellen Presser, »aber es war ein kleines, sehr feines Konzert.«

Den Hintergrund für die Wahl des übergreifenden Themas der Woche der Brüderlichkeit, »Angst überwinden – Brücken bauen«, hatte der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit schon im Vorfeld transportiert. »Das Motto«, hieß es unter anderem, »greift die aktuellen, begründeten und diffusen Bedrohungen und Ängste in der Gesellschaft auf.« Dieser Aspekt schlug sich auch in den Reden bei der Abschlussveranstaltung im Alten Rathaus nieder. Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die die zentrale Festrede hielt, machte in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die prominente Politikerin und andere hochrangige Repräsentanten belegten zudem den Stellenwert, den die Woche der Brüderlichkeit in der Gesellschaft genießt.

ausstellung Die katholische Vorsitzende der GCJZ, Gabriele Rüttiger, ihr evangelischer Amtskollege Reiner Schübel und der jüdische Vorsitzende Abi Pitum konnten zum Beispiel auch noch Emilia Müller begrüßen, die bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, sowie Josef Schmid, den Bürgermeister Münchens.

Die beim Festakt Anwesenden waren sich auch darin einig, dass die Woche der Brüderlichkeit in diesem Jahr ein anspruchsvolles und facettenreiches Programm geboten hat. Gründungsdirektor Winfried Nerdinger vermittelte selbst grundlegende Einblicke in das NS-Dokumentationszentrum und in die Dauerausstellung Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus seit 1945. Den Kontrast dazu lieferten mit ihren Werken die international erfolgreiche Münchner Malerin Ilana Lewitan und ihr Mann Louis, der Psychologe, Coach und Stress-Experte, mit seinem Referat zum Thema »Angst«.

Dem interkonfessionellen Dialog widmete sich der jüdische Maler Moritz Daniel Oppenheim schon im 19. Jahrhundert. Isabel Guthof hat über ihn einen Dokumentarfilm gedreht und diesen während der Woche der Brüderlichkeit vorgestellt. Aktueller hätte das Thema nicht sein können.

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