Über Jewy Louis, den kleinen Kerl mit Nickelbrille, Pejes und Kippa im Comic-Format, amüsieren sich die Leser der Jüdischen Allgemeinen jede Woche.
Zurzeit ist die Kunstfigur des niederländischen Cartoonisten Ben Gershon im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde am Jakobsplatz zu sehen. Noch bis zum nächsten Mittwoch läuft dort die Ausstellung »Jewy Louis auf Rollen«.
Kulturprogramm Bei der Eröffnung der Ausstellung, die danach von München aus an möglichst vielen Orten zu sehen sein soll, stellte Hannah Dannel zu ihrer eigenen Verblüffung fest, dass »Jewy Louis auf Rollen« das erste derartige Event im umfangreichen Kulturprogramm des Zentralrats der Juden ist.
Im Kulturprogramm des
Zentralrats gab es bislang
noch keine Comic-Ausstellung.
Eine Comic-Ausstellung, sagte die Kulturreferentin des Zentralrats, habe es trotz vieler bekannter jüdischer Cartoonisten noch nie gegeben. Wie hoch der Stellenwert der Ausstellung angesiedelt ist, zeigte sich vor allem daran, dass der »Erfinder« der witzig-hintersinnigen Comicfigur, Ben Gershon, selbst zun Ausstellungsauftakt gekommen war. Darüber freute sich besonders Ellen Presser, die Leiterin der IKG-Kulturabteilung, die auch den Abend moderierte. Sie verfolgt die Arbeit des Künstlers mit dem genialen Federstrich seit Jahren mit.
Das Entstehen von Comicfiguren durften die Gäste des Abends dann auch noch ganz nebenbei erleben. Verblüfft und erheitert waren sie, wie er die kleinen Kunstwerke vor ihren Augen mit wenigen Strichen entwarf. Nebenbei deshalb, weil das Zeichnen in ein Gespräch mit seiner Verlegerin Myriam Halberstam eingebettet war.
Neuland Bei ihr hat er auch die literarische Plattform gefunden. 2018 gab die auf jüdische Kinderliteratur spezialisierte Verlegerin das Buch Schalömchen. Witzige koschere Comics heraus. Damit wagte sie sich auf absolutes Neuland – höchst erfolgreich, wie sich herausstellen sollte.
Ganz genau erfuhren es 17 Schüler des Jüdischen Gymnasiums, die ein echtes Highlight erleben durften.
Dabei ist Jewy Louis, die Hauptperson in den Comic-Strips, alles andere als ein Superheld. »Er ist ein Otto-Normaljude, er versucht, die Vorschriften der Tora einzuhalten, und steht gleichzeitig seinen Mann«, beschrieb Hannah Dannel bei der Ausstellungseröffnung sein Wesen.
Ganz genau erfuhren es 17 Schüler des Jüdischen Gymnasiums, die ein echtes Highlight erleben durften. Der Vorschlag, für sie einen Comic-Workshop zum Thema »Purim« zu leiten, kam von Ben Gershon selbst. Und so arbeitete der Künstler mit hochmotivierten Kindern an zwei Tagen jeweils eineinhalb Stunden lang auf höchst unterhaltsame Weise. Keine Frage, dass Miriam Geldmacher, die Direktorin des Gymnasiums, begeistert zustimmte. Am Ende gab es für die Schülerarbeiten Preise in Buchform, gespendet von Verlegerin Myriam Halberstam.
Ben Gershon: »Jewy Louis – Schalömchen: Witzige koschere Comics«, Ariella Verlag, Berlin 2018, 72 S., 12,95 €