Besser hätten die »Jüdischen Filmtage« der IKG nicht starten können. Mit 400 Besuchern war das älteste Kino Münchens am Sendlinger-Tor-Platz komplett ausgebucht – und das, obwohl der Film im hebräischen Original gezeigt wurde.
Es war allerdings ein ganz besonderes Werk: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist das Regiedebüt von Hollywoodstar Natalie Portman, und der 2002 veröffentlichte gleichnamige autobiografische Roman stammt aus der Feder von Amos Oz, dem wohl bedeutendsten Schriftsteller Israels.
Vielschichtigkeit Große Träume und Enttäuschungen, Brüche und Neuanfänge sowie die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache sind die Charakteristika des Films, der vor allem die frühen Jahre von Oz in den Fokus rückt. Das Wechselspiel erlebte der Autor selbst aus nächster Nähe mit; er wuchs in den 40er-Jahren in Jerusalem auf, wo die aus Europa vertriebenen Juden auf die Gründung des Staates Israel warteten. Die Vielschichtigkeit dieser Zeit sowie die sozialen und politischen Spannungen schlugen sich auch in seinen Büchern nieder, als er in den 60er-Jahren mit dem Schreiben begann.
Der Schriftsteller selbst legt großen Wert darauf, nicht nur über die Sorgen der Menschen in Israel zu schreiben, sondern auch über die Bedeutung des Menschseins im Allgemeinen und die Kraft der Liebe. Und auch, wenn die Protagonisten seiner Geschichten oft mit widrigsten Umständen konfrontiert werden, nehmen die Geschichten von Amos Oz nicht selten einen versöhnlichen und durchaus hoffnungsvollen Ausgang.
Wie viel Amos Oz zu sagen hat, erschließt sich aus seinem Wirken auf unterschiedlichsten Ebenen. Er ist Schriftsteller, Journalist, Mitbegründer der Initiative »Peace Now«, war von 1987 bis 2005 Professor für hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beer Sheva und übernahm dort 1993 den renommierten Agnon-Lehrstuhl für Moderne hebräische Literatur. Vor zwei Jahren wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Trinity College in Dublin verliehen.
Zusammenarbeit Eine andere, viel persönlichere Perspektive lieferte die Veranstaltung am Sendlinger-Tor-Platz durch die Historikerin Fania Oz-Salzberger, Amos Oz’ älteste Tochter, die der Einladung der IKG gefolgt war und im Anschluss an den Film den Fragen von Emanuel Rotstein, Produktionsdirektor für die TV-Sender HISTORY und A&E, Rede und Antwort stand. Gegenseitiger Respekt war es ihren Worten zufolge, der die Zusammenarbeit zwischen ihrem Vater und Natalie Portman möglich machte.
»Mein Vater ist Schriftsteller, Natalie ist Cineastin. Er intervenierte nicht, sie entschied, was ins Drehbuch kommen sollte«, verriet Oz-Salzberger. Nur eine Ausnahme habe es gegeben: Ihrem Vater sei es wichtig gewesen, »dass in dem Film keine Erklärung für den Selbstmord seiner Mutter gesucht wird und keine Küchenpsychologie betrieben wird«.