Die 6. Jüdischen Filmtage sind eröffnet. Noch bis zum 8. Februar können Cineasten im Jüdischen Gemeindezentrum am Jakobsplatz in die Welt des Kinos eintauchen. Filme, Gespräche mit Regisseuren und eine begleitende Ausstellung vermitteln dabei ebenso spannende wie außergewöhnliche Einblicke.
Ellen Presser, die Leiterin des IKG-Kulturzentrums und Organisatorin des dreiwöchigen Events, zog nach den ersten Tagen eine positive Zwischenbilanz: »Ich bin mehr als zufrieden.« Schon der Auftakt, die Vorführung des mehrfach prämierten Politthrillers The Green Prince, erwies sich als Publikumsmagnet. Kurz darauf wurde Nadav Schirmans Werk beim Bayerischen Filmpreis in der Kategorie »Bester Dokumentarfilm« ausgezeichnet.
»Doppelschlag« Einen Tag später startete das Programm im Jüdischen Gemeindezentrum, wo nahezu alle Veranstaltungen stattfinden, gleich mit einem »Doppelschlag«. Mit einer Vernissage wurde die Ausstellung der Künstlerin Manya Gutman eröffnet. Insgesamt 38 Bilder werden von ihr gezeigt, auf denen ausnahmslos jüdische Schauspieler wie Adrien Brody oder Woody Allen zu sehen sind.
Der zweite Höhepunkt des Abends war ein kurzweiliges Gespräch, das Ellen Presser mit Kultregisseurin Doris Dörrie führte. Mitte der 80er-Jahre lachten Millionen Kinobesucher in Deutschland und vielen anderen Ländern über ihre Komödie Männer, für die sie das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt hatte. Dörrie, die bis dahin nur einem kleineren Kreis von Filmfans bekannt war, stand auf einmal über Nacht im Rampenlicht und war plötzlich selbst ein Star. Kurz darauf klopfte auch Hollywood an ihre Tür, ihr Film wurde als ausländischer Beitrag für den Oscar vorgeschlagen.
Beim Gespräch im Gemeindezentrum wurde schnell klar, dass sich Doris Dörrie, die seit vielen Jahren in München lebt und hier auch an der Filmhochschule studiert hat, bei Weitem nicht auf den Kinoerfolg Männer reduzieren lässt. Ein Blick auf ihre eindrucksvolle Filmografie von Keiner liebt mich über Bin ich schön? bis hin zu Kirschblüten – Hanami belegt diesen Eindruck.
vielseitig »Ich will nicht langweilen«, sagte Dörrie im Gespräch mit Presser über ihre Triebfeder als Regisseurin. Auch ihre Biografie, in die sie unterhaltsam Einblicke gewährte, spricht gegen Langeweile. Sie studierte in den USA Schauspiel, ist Professorin an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, schreibt Kinderbücher, Romane und Drehbücher und hat inzwischen auch ihre Liebe für Opern entdeckt, die sie regelmäßig inszeniert.
Geprägt, wie sie erkennen ließ, wurde sie auch durch ihren Aufenthalt in Amerika. »Dort«, sagte sie, »habe ich den geistreichen und schnellen Humor gelernt.« Fast genauso schnell entdeckte sie aber, dass sie lieber hinter als vor der Kamera steht. »Vor der Kamera muss ich machen, was andere wollen, hinter der Kamera kann ich das machen, was ich will«, so Dörrie.
Wie beliebt Doris Dörrie beim Publikum ist, sah man nach dem Podiumsgespräch. Widmungen in Bücher und Autogramme von ihr waren ausgesprochen gefragt. Reges Interesse fand auch Manya Gutmans Buch zu ihrer Ausstellung 1/24: Moments of Film.