Ronald S. Lauder, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), kam vor wenigen Tagen überraschend zu einem Besuch nach München. Er ließ sich von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch die Synagoge und das Gemeindezentrum am Jakobsplatz zeigen und traf sich anschließend mit Ministerpräsident Horst Seehofer zu einem Meinungsaustausch.
Zwischen Charlotte Knobloch und dem WJC-Präsidenten besteht seit Langem ein enges Verhältnis. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hatte in der Vereinigung, die jüdische Gemeinden und Organisationen in mehr als 100 Ländern vertritt und oft auch als der diplomatische Arm des jüdischen Volks bezeichnet wird, viele Jahre lang eine Spitzenfunktion inne. Von 2005 bis 2013 war sie WJC-Vizepräsidentin.
Strahlkraft »Ronald Lauder hatte schon lange den Wunsch, die neue Synagoge zu besichtigen«, erklärte Charlotte Knobloch bei dessen Besuch. Dieser zeigte sich denn auch tief beeindruckt vom Gemeindezentrum und lobte das große Engagement der IKG und speziell das der Präsidentin. Unter ihrer Leitung, so Lauder, habe sich das jüdische Leben in München wieder fest etabliert. Knobloch sei es auch zu verdanken, dass von München aus eine Strahlkraft für ganz Deutschland und weit darüber hinaus ausgehe. »Ihre Arbeit ist geprägt von hoher Authentizität und ist von enormer Bedeutung«, betonte Lauder.
Der WJC-Präsident ließ sich im Gespräch mit Charlotte Knobloch ausführlich über die aktuelle Situation in Deutschland und den zunehmenden Antisemitismus informieren. Mit Blick auf die Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums, die zeitlich mit der München-Visite von Ronald S. Lauder zusammenfiel, erörterten beide die besondere Rolle, die München beim Erstarken des Nationalsozialismus spielte. Außerdem diskutierten sie die daraus resultierende Notwendigkeit einer ebenso sachgerechten wie nachhaltigen Aufarbeitung des schwärzesten Kapitels in der deutschen Geschichte.
Bei einem kurzfristig anberaumten Termin trafen Lauder und Knobloch sich abschließend mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in dessen Amtsräumen. Sie brachten dabei ihre Befürchtungen wegen des auch in München neu aufflammenden Judenhasses zum Ausdruck. Mit seiner Forderung nach einem NPD-Verbot, das auch Charlotte Knobloch immer wieder eindringlich fordert, stieß der WJC-Präsident bei Horst Seehofer auf uneingeschränkte Zustimmung. »Bitte überzeugen Sie«, so Lauder an Seehofer gewandt, »nun auch die noch zögernden Verfassungsorgane in Deutschland von dieser unumgänglichen Notwendigkeit.«