Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg setzt auf Qualität. Und das in doppelter Hinsicht: mit einem Lehrhaus und einer Sonntagsschule, die beide in den nächsten Wochen ihre Arbeit aufnehmen werden. Den ersten Vortrag des Lehrhauses hält Heiner Bielefeldt vom Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am 2. März zum Thema »Religionsfreiheit – ein verletztes und umkämpftes Menschenrecht«. Fünf weitere Veranstaltungen zu den Themen: Historik, Frauen in den Religionen und Wahrheitsanspruch der drei Weltreligionen sind geplant.
Leo Trepp Das Lehrhaus trägt den Namen des ehemaligen Landesrabbiners von Oldenburg, Leo Trepp. Zwei Jahre war der junge Rabbiner hier, bevor er 1938 von den Nazis zunächst in Sachsenhausen inhaftiert wurde und später nach England fliehen konnte. Den Oldenburger Juden blieb Trepp ein Leben lang verbunden und hielt in der Gemeinde alljährlich Vorträge. »Für uns ist Leo Trepp der Rabbiner der Versöhnung«, sagt Oldenburgs Gemeindevorsitzende Sara-Ruth Schumann der Jüdischen Allgemeinen. Und in diesen Geist wolle sich auch das Lehrhaus stellen.
Das Niveau, so Schumann, habe man bewusst hoch angesetzt. Federführend in der inhaltlichen Gestaltung sind die Universität Oldenburg, katholische und evangelische Kirche gemeinsam mit Landesrabbiner Jonah Sievers und Rabbinerin Alina Treiger sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Sie bildeten den Vorbereitungskreis, der die Themen und geeignete Referenten auswählt. Für den Schwerpunkt »Wahrheitsanspruch der Religionen« soll auch noch ein geeigneter muslimischer Gesprächspartner gesucht werden. Für das Thema »Frauen in den Religionen« will Rabbinerin Treiger noch eine bekannte Bischöfin gewinnen.
Wissenschaftlich »Wichtig ist uns, dass wir auch in den Hochschulbetrieb eingebunden sind«, sagt Schumann. So werden derzeit Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die erfolgreiche Teilnahme am Lehrhaus als wissenschaftliche Fortbildung etwa für Lehramtsstudierende anerkannt wird. »Wir streben an, das Thema Judentum fest in die Lehrerausbildung zu verankern«, so Schumann, die vor allem für die Organisation des Lehrhauses verantwortlich ist.
Bereits am 27. Februar startet die neue Sonntagsschule der Gemeinde. Rabbinerin Alina Treiger lädt Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 13 Jahren und älter in den Gemeinden Oldenburg und in Delmenhorst ein. Stattfinden sollen die Treffen alle 14 Tage und jüdische Tradition und Identität vermitteln. In naher Zukunft könnte eine Gruppe mit Jugendlichen aus Delmenhorst, Oldenburg und Braunschweig die Arbeit der Sonntagsschule ergänzen. »Wir wollen vor allem ein regionales Netzwerk schaffen«, sagt die Gemeindevorsitzende, und gleichzeitig das überregionale Angebot der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland weiter nutzen.«