Fünf Wochen lang waren die beiden Freunde Jonathan und Damian durch Peru und Ecuador gereist. Was Jonathan so bewegt hat, sollte Damian später schildern: »Die unglaubliche Vielfalt an Natur, die wir gesehen haben, jedes Gebiet wunderschön auf eine ganz andere Art.«
Jonathan »liebte das satte Grün der dichten Pflanzendecke, die jeden Hügel, jeden Berg einwickelte. Er plante schon seine nächste Reise dorthin, weil ihm klar war, dass unsere letzten zwei Wochen ihm nicht genügen würden.« Doch dann – am 7. August – sollte alles zu Ende sein. Jonathan war verschollen.
Was war passiert? Die beiden Freunde hatten den Fluss auf unterschiedlichen Wegen überqueren wollen, Damian schwimmend, Jonathan suchte einen anderen Weg – und kam nicht auf der anderen Seite an. Es folgten Tage zwischen Hoffen und Bangen, die Eltern reisten an den Ort, an dem der junge Mann zuletzt gesehen worden war.
Facebook Ein Suchtrupp wurde engagiert. Die Münchner Gemeinde litt mit den Angehörigen, ebenso die jüdische Gemeinschaft in Südamerika. Ein beispielloses Aufgebot unzähliger Menschen suchte, betete und stärkte die angereisten Eltern. Eine eigene Facebook-Gruppe bat um Hinweise, informierte über den Stand der Dinge.
4.237 Gruppenmitglieder zeugen von der großen Anteilnahme aus aller Welt. Besonders engagierten sich auch die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Quito mit dem Gemeinderabbiner, dem Vorstandspräsidenten Rolf Stern und dem Geschäftsführer Sebastian.
Als Jonathans Mutter später Rolf Stern fragte, warum sich all diese Leute, die sie bis vor einer Woche nicht einmal kannte, so einsetzen, antwortete dieser: »Weil wir alle Juden sind.« Der Dank der Angehörigen gilt auch dem Leiter der israelischen Suchtruppe Hilik Magnus und seinem Team sowie der Chewra Kadischa, die die traurige Pflicht hatten, Jonathan tot aus dem Fluss Pastaza zu bergen.
Am Samstag, dem 13. August, schrieb dann der Sprecher der Familie bei Facebook, dass der Leichnam Jonathans gefunden wurde.
Am Donnerstag, dem 18. August, wurde er unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof an der Garchinger Straße in München beerdigt – im alten Teil des Friedhofes, unter großen Bäumen, einem Stück Natur, die er so sehr geliebt hat. »Du warst in den Gedanken Tausender während der letzten Wochen – und du wirst nie vergessen sein«, zitiert die Zeitung The Jewish Chronicle Online den Sprecher der Familie.
Jonathans Freund Damian bedauerte in seiner Grabrede: Es »fehlte uns an Erfahrung, an Respekt vor der unberechenbaren Macht der Natur. Und, im entscheidenden Moment, auch an Verstand. Was wir mit dir verloren haben, ist nicht zurückzugewinnen.«