Auf die Schnelligkeit kommt es an. Wie Sprinter vor dem Startschuss stehen die Teilnehmer des Quizduells auf der Bühne, ein Fuß vorne, das Knie gebeugt, die Hand schwebt über dem Buzzer. Immer wieder kommt es zu Schnellschüssen, wird der rote Knopf gedrückt, bevor Moderator Ben Salomo, der berühmte jüdische Rapper, überhaupt die Frage bis zum Ende vorgelesen hat. Und dann heißt es: liefern. Denn wer den Buzzer betätigt hat, der muss auch die richtige Antwort parat haben. Sonst gibt es einen Punktabzug.
Das sind die strengen Regeln beim »JQ, Jewish Quizduel, Volume 2«, das am vergangenen Donnerstag im Rahmen eines Mini-Machane stattfand, zu dem das Jugendzentrum Amichai für zwei Tage nach Frankfurt eingeladen hatte. Mehr als 200 Jugendliche aus Trier, Saarbrücken, Aachen, Krefeld, Wuppertal, Hamburg, Köln, Kassel, Stuttgart, Düsseldorf, Hannover, Pforzheim, Dortmund, Mannheim, Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe, Berlin und Zürich waren dieser Einladung gefolgt.
Party Sie kamen an den Main, um einander kennenzulernen, um zusammen Spiele zu spielen, und natürlich vor allem, um miteinander zu feiern. So war gleich für den ersten Abend nach der Ankunft ein Ausflug in eine Karaoke-Bar angesagt, und auch nach dem Quizduell der 15- bis 19-Jährigen sollte eine große Party mit DJ steigen. Mittags waren bereits die Zwölf- bis 14-Jährigen in einem Wissens-Battle gegeneinander angetreten.
Doch bevor der DJ die erste Musik auflegen durfte, galt es zunächst, die vielen Fragen auf der großen Tafel zu lösen. Themen waren unter anderem Israel, Deutschland, Judentum, biblische Geschichten, Unterhaltung & Promis, das Jahr 2017 und das Guinness-Buch der Rekorde.
Gleich die ersten 100 Punkte gehen an Frankfurt. Denn geistesgegenwärtig hat Neala den Knopf sofort gedrückt, während die anderen noch rätseln: Was besagt nochmal das 4. Gebot? »Dass man den Schabbat einhalten soll«, ruft die 16-Jährige – und das ist natürlich korrekt. Doch dann wird es erst einmal stiller um dieses Team beim Wettkampf. Frankfurt schweigt, während Berlin, Hamburg und Dortmund die Punkte nur so abräumen. Aber die Gastgeber dürfen sich auch gelassen zurücklehnen, schließlich haben sie den Wissenswettkampf der Jüngeren am frühen Nachmittag bereits für sich entscheiden können.
fan-block Wer sagt, die Norddeutschen seien ein eher zurückhaltendes und schweigsames Völkchen, der kennt die jungen jüdischen Hamburger nicht. Im Hamburger Fan-Block im Festsaal des Frankfurter Gemeindezentrums geht es mindestens so turbulent zu wie im Stadion bei einem Spiel des FC St. Pauli. Kein anderes Team auf der Bühne wird so angefeuert wie das der Hansestadt, mögen die Unterstützer aus Berlin noch so ausdauernd rufen: »Die Hauptstadt ist da!«
Und manche Fragen haben es wirklich in sich: »Elfen-, Zauber- oder Schlumpf-Trank? Wie heißt das entsprechende Getränk der Marke Capri-Sonne?« – so etwas findet sich in der Rubrik »Allgemeinwissen«. Und es gibt tatsächlich Experten, die selbst darauf die richtige Antwort kennen. Zürich, zunächst zurückhaltend, holt plötzlich auf, als es um Deutschland geht. Seltsamerweise ist es ausgerechnet das einzige ausländische Team, das bei diesem Thema die meisten Punkte holt.
allgemeinbildung Doch nicht nur Köpfchen und eine gute Allgemeinbildung sind beim Wettbewerb gefragt. Es geht auch um Geschicklichkeit. Denn wer bei der Wahl einer Frage auf ein sogenanntes Bonusfeld gerät, muss zeigen, wie geschickt er mit dem Ball umgehen kann.
Jetzt heißt es, im Akkord mit dem Basketball auf den Korb zu werfen oder einen Fußball nach dem anderen auf die Torwand abzufeuern. Derjenige, der die meisten Treffer erzielt, hat die Runde gewonnen. Dabei entgeht den Schiedsrichtern nichts: Düsseldorf muss beim Basketball-Duell den Punkt an Berlin abgeben, obwohl die Rheinländer viel mehr Körbe geworfen haben. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der Düsseldorfer Spieler ist zweimal über die Linie getreten, und das ist ein klarer Regelverstoß.
Am Ende haben die Hanseaten die Nase so weit vorn, dass niemand sie mehr einholen kann: Hamburg siegt mit mehr als 7000 Punkten und wird von seinen Fans begeistert gefeiert.
Am nächsten Morgen stehen noch ein Spaziergang durch Frankfurt sowie einige sportliche Aktivitäten auf dem Programm. Und alle sind sich einig: Im nächsten Jahr geht es beim Jewish Quizduel in die dritte Runde.