Als »erster Schabbaton in Koblenz nach dem Zweiten Weltkrieg« war die Veranstaltung angekündigt worden – und gleichzeitig als »erster Schabbaton für Rheinland-Pfalz und Saarland«. Mehr als 100 Gemeindemitglieder ganz verschiedener Altersgruppen kamen jüngst in Koblenz zusammen, um gemeinsam Schabbat zu feiern und sich unter Anleitung der Rabbiner Moshe Baumel aus Manchester und Jehuda Vendrov aus Straßburg in jüdische Traditionen zu vertiefen.
Und auch wer nicht dabei sein konnte, gewann in Gesprächen mit Teilnehmern den Eindruck, dass die Veranstaltung des Bundes traditioneller Juden (BtJ) ein ausgesprochener Erfolg gewesen sein muss. Ob jünger oder älter: Alle lobten die gute Atmosphäre, das Gemeinschaftsgefühl und die Möglichkeit, sich auszutauschen.
Interesse »Die Veranstalter haben sich viel Mühe gegeben, damit sich alle wohlfühlen. Es gab nicht nur religiöse Veranstaltungen, sondern auch die Gelegenheit zum Feiern und ein kleines Konzert«, sagt der 33-jährige Alexander Grinman aus Mannheim. Bis vor einigen Jahren hatte er nach eigener Aussage mit Religion »kaum was zu tun«. Seit seiner Chuppa im Sommer besucht er jedoch einmal im Monat die Synagoge. Schabbaton-Veranstaltungen wie die in Koblenz seien gut geeignet, um Interesse an der jüdischen Religion zu wecken, meint Grinman.
Die 33 Jahre alte Politikstudentin Maria Kopelevich aus Mainz findet, im Vergleich zu einem Schabbaton von »Jewish Experience in Frankfurt am Main«, an dem sie unlängst teilgenommen hatte, sei das Treffen in Koblenz »familiärer« gewesen: »Es war orthodoxer als in Frankfurt, obwohl die Zuhörer nicht orthodox waren. Aber in Koblenz hatten wir mehr Freizeit, und wir waren nicht gezwungen, uns immer nur der Glaubensausübung zu widmen.« Die Schiurim der Rabbiner seien aber »klasse«, und auch die Altersmischung der Teilnehmer sei anregend gewesen.
Laser-Show Der 25-jährige Michael Tisman aus Koblenz sagt: »Ich habe bei dem Schabbaton viele jüdische Menschen aus der Nähe kennengelernt – aus Trier, aus Bad Kreuznach, aus ganz Rheinland-Pfalz.« Besonders gefallen hat dem Jurastudenten, dass die Teilnehmer nach Schabbatausgang durch Koblenz spazieren gehen und am Abend an einer »Laser-Tag-Show« teilnehmen konnten, in der zwei Mannschaften gegeneinander antraten.
Der Schabbaton begann am Freitagabend mit dem Kerzenzünden für Frauen im Gemeindesaal und dem Mincha-Gebet für Männer in der Synagoge. Die 45-jährige Sozialarbeiterin Nina Eisenberg, Mitglied der Koblenzer Gemeinde, schwärmt: »Ich bin einfach begeistert davon, wie man uns von morgens bis abends Jüdischkeit vermittelt hat.«
Schiurim Sowohl die Schiurim der Rabbiner (zu den Themen »Tora und Wissenschaft«, »Wie funktioniert das Wunder?«, »Auf Maschiachs Spuren« und »Wie ethisch ist das jüdische Recht?«) als auch das Unterhaltungsprogramm mit Evan Malach aus Kanada, Gewinner des internationalen jüdischen Gesangswettbewerbs »Hallelujah Award«, hätten alle ihre Erwartungen erfüllt, sagt Eisenberg: »So etwas hat es hier in Rheinland-Pfalz bisher noch nicht gegeben. Hier kennen wir nicht so viele Möglichkeiten, Jüdischkeit tagtäglich zu erleben.« Es sei eine schöne Erfahrung gewesen, die Gemeinderäume so voll zu sehen und Menschen aus anderen Gemeinden kennenzulernen.
Resonanz Richard Bermann, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar und stellvertretender Vorsitzender des Bundes traditioneller Juden, erklärt: »Wir haben schon mehrere Schabbatons gemacht, aber nicht auf regionaler Basis.« Vor allem Jugendliche, Studenten und junge Familien sollten angesprochen werden. »Das hat erfreulicherweise sehr viel Resonanz gehabt, weil viele junge Menschen aus den Gemeinden dieser beiden Landesverbände gekommen sind.«
Viele hätten bei dem Workshop mit Rabbiner Baumel am Sonntag tatsächlich das erste Mal Tefillin gelegt oder die entsprechenden Gebete gesprochen, so Bermann. Die nächsten regionalen Schabbatonim des Bundes sind in diesem Jahr in Kiel, einer Stadt in den neuen Bundesländern und in Karlsruhe geplant.