Die Jüdische Gemeinde Regensburg bekommt eine neue Synagoge. 500 Jahre nach Zerstörung der Alten Synagoge in der Altstadt und 78 nach der Vernichtung des Gotteshauses in der Pogromnacht wurde in einer feierlichen Zeremonie der Grundstein für den Neubau der Synagoge gelegt.
Gemeindevorsitzende Ilse Danziger bedankte sich für die große Unterstützung durch die Stadt und den Freistaat sowie bei den vielen privaten Spenden, die das Projekt ermöglicht hatten. Rabbiner Josef Chaim Bloch sprach von einem Tag der Freude. Dieser Begeisterung gaben auch die anderen Redner in ihren Grußworten Ausdruck. Der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, der Vorsitzende des Fördervereins für das neue Gemeindezentrum Dieter Weber, Architekt Per Pedersen vom Büro Staab und Hanna Zisler, Vizepräsidentin des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, hoben die Bedeutung des Tages als Zeichen gegen Antisemitismus und für ein friedliches Miteinander im Geiste der Toleranz hervor.
Schirmherrin Als Schirmherrin war die Schauspielerin und Tatort-Kommissarin Adele Neuhauser gekommen. Mit Regensburg verbinden Neuhauser ihre Erfolge am hiesigen Stadttheater, mit der jüdischen Kultur ihre Familiengeschichte. Neuhausers Urgroßmutter war mit ihrem jüdischen Mann nach Theresienstadt gegangen und hatte das Konzentrationslager überlebt. »Ich hoffe«, sagte Neuhauser, »dass die Jüdische Gemeinde in Regensburg weiter wächst und gedeiht und in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht sogar eine Erweiterung dieses Hauses nötig sein wird. Dafür stehe ich als Schirmherrin sehr gerne wieder zur Verfügung.«
Mit dem Neubau entsteht die dritte Synagoge in der langen Geschichte jüdischen Lebens in Regensburg. Nach der Zerstörung der ersten Synagoge im Jahre 1519 war 1912 die zweite Synagoge eingeweiht worden. Diese ging in der Reichsprogromnacht 1938 in Flammen auf. Am selben Ort, dem Brixener Hof im Herzen der Altstadt, wird nun das neue jüdische Zentrum errichtet.
»Für uns ist die Grundsteinlegung nicht nur ein besonderes historisches Ereignis, es sichert auch die Fortführung jüdischen Lebens in dieser Stadt«, sagte die Gemeindevorsitzende Ilse Danziger. Für die Gemeinde ginge »ein Traum« in Erfüllung.
Unterstützung Die Stadt Regensburg fördert den Bau. »Mit der ideellen und finanziellen Unterstützung des Synagogen-Neubaus geben wir unserer jüdischen Gemeinde das zurück, was vor beinahe acht Jahrzehnten von Regensburger Bürgern zerstört worden ist«, sagte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. »Ich finde, dass dies das Mindeste ist, was wir tun können.« Der Bau wird rund fünf Millionen Euro kosten.
Zur Finanzierung hat sich auch ein Förderverein nichtjüdischer Regensburger gegründet, der mit Spenden das neue jüdische Gemeindezentrum unterstützt.
Die bisherigen Gemeinderäume am Brixener Hof waren zu klein geworden für die auf rund 1000 Mitglieder gewachsene Gemeinde. Trotz der begrenzten Baufläche wollte die Gemeinde jedoch nicht aus der Altstadt heraus, sondern an derselben Stelle neu bauen, heißt es. Man wollte das »sakrale Dreieck« aus katholischem Dom, evangelischer Neupfarrkirche und jüdischem Gemeindezentrum unbedingt erhalten.
Pläne Verläuft alles nach Plan, soll die Synagoge Ende Februar 2019 eröffnet werden, genau 500 Jahre, nachdem das jüdische Leben in Regensburg zum ersten Mal ausgelöscht wurde. Am 21. Februar 1519 hatte die Stadt beschlossen, alle Juden zu vertreiben.
Es wird einen Kontrast zwischen Betonsockel und transparentem Aufbau mit lichtdurchlässigen Holzlamellen geben. Die Transparenz der Kuppel solle Offenheit gegenüber anderen Religionen signalisieren. »Niemand soll denken, das ist eine Festung, in die man nicht hinein kann«, betont Gemeindevorsitzende Ilse Danziger.