Blaue und weiße Luftballons begrüßen die Schüler und Eltern schon von Weitem. Fünft- und Sechstklässler laufen durch das Schulgebäude, die älteren Schüler gehen eher langsam durch die Räume. Es ist Sonntagmorgen, dennoch sind im Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn an diesem Tag zahlreiche Schüler, Eltern, Lehrer und Besucher in der Schule unterwegs, um das Sommerfest zu besuchen.
Während die Schüler noch letzte Hand anlegen bei den Vorbereitungen zu ihrer Aufführung, füllt sich rasch die Aula. Wenig später beginnt das Stück: Die Schüler spielen die moderne Fassung einer Komposition von Johann Sebastian Bach. Im Publikum sitzen unter anderem Rabbinerin Gesa Ederberg, Rabbiner Yitshak Ehrenberg, Gemeindevorsitzender Gideon Joffe, die ehemalige Schulleiterin Barbara Witting, Petra Pau von der Partei Die Linke und eine der ältesten ehemaligen Schülerinnen, die 93-jährige Margot Friedländer.
Glückwunsch Das diesjährige Schulfest stand unter dem Motto »Happy Birthday Moses Mendelssohn«. Der Philosoph wurde fast auf den Tag genau vor 205 Jahren geboren. »Die Schule steht für Aufklärung, Bildung und Emanzipation«, betonte Aaron Eckstaedt, der seit August das Gymnasium leitet. »Ohne die Schüler und deren Eltern würde es diese Einrichtung nicht geben. Sie sind die Wichtigsten.«
In seiner Rede sprach Eckstaedt sich dafür aus, das Schulfest um zwei Stunden zu verkürzen, damit die Besucher an der Zentralrats-Kundgebung »Steh auf! Nie wieder Judenhass!« teilnehmen können. Und da das Aufstehen immer anstrengend sei, solle als Ausgleich erst einmal richtig gefeiert werden.
»Die Atmosphäre ist so schön hier«, schwärmt Julia Lüchwo. Die 20-Jährige hat vor zwei Jahren ihr Abitur an dieser Schule bestanden. Die angehende Krankenschwester ist zwar nicht jüdisch, aber ihre Eltern wollten, dass sie lernt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. An der Feier nimmt sie teil, um ehemalige Mitschüler und Lehrer zu treffen. »Ich hatte eine wirklich schöne Zeit hier«, erinnert sie sich.
Aktivitäten Eigentlich sollte das Fest im Hof stattfinden, aber der Dauerregen am Sonntagmorgen verhinderte dies, weshalb alle Aktivitäten in die Innenräume verlegt wurden. Die Schüler hatten sich vorher gemeinsam auf Spiele geeinigt und boten Wettangeln, Dosen- und Schokokusswerfen an. Außerdem gab es eine Tombola, deren Erlös in ein Schulprojekt fließen wird.
Begehrt war auch das Angebot, sich sein Gesicht wie ein Löwe oder Elefant schminken zu lassen. Für das leibliche Wohl war mit israelischen Spezialitäten und einem üppigen Kuchenbuffet ebenso gesorgt.
Gegen 14.30 Uhr leerte sich dann die Schule, und die Besucher zogen weiter Richtung Brandenburger Tor, um gegen Antisemitismus und für eine offene Gesellschaft zu demonstrieren.