Terror

Große Solidarität mit jüdischen Gemeinden

Hunderte Menschen haben am Samstagabend eine Menschenkette um die Synagoge in München gebildet, um Solidarität nach den Angriffen in Halle/Saale zu zeigen. Foto: dpa

Die jüdischen Gemeinden in Deutschland erfahren nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale eine große Welle der Solidarität. Mehr als 1.000 Menschen kamen in der Stadt in Sachsen-Anhalt am Freitagabend zu einer Menschenkette an der Synagoge zusammen.

Auch in anderen Städten gab es Mahnwachen, Kundgebungen und Gedenkgottesdienste, darunter in Berlin, München, Dresden Aachen, Dortmund und Wuppertal. Der Bundesrat gedachte am Freitag in Berlin in einem Moment der Stille der beiden Toten und der Verletzten des Anschlags.

Auch in Berlin, München, Dresden Aachen, Dortmund und Wuppertal gab es Mahnwachen.

In Braunschweig demonstrierten mehrere Hundert Menschen gegen Antisemitismus und rechte Gewalt. Unter dem Motto »Stoppt den rechten Terror. Gemeinsam gegen Antisemitismus und Rassismus« hatte das Braunschweiger »Bündnis gegen rechts« zu der Kundgebung aufgerufen.

Im Anschluss gingen die Teilnehmer gemeinsam zur Synagoge in der Stadt und legten als Zeichen der Trauer und Solidarität Blumen nieder. Die Veranstalter zählten rund 800 Teilnehmer. Die Polizei sprach von 350.

MÜNCHEN Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nahm mit rund 2.000 weiteren Menschen am Freitagabend an einer Menschenkette rund um die Münchner Synagoge Ohel Jakob teil. Dabei rief der bayerische Landesbischof zum Einsatz gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus auf. Er sei »überwältigt von so vielen Menschen, die gekommen sind«, sagte Bedford-Strohm: »Das gibt Hoffnung.«

Es gehe um eine Verpflichtung, betonte Bedford-Strohm: »Wir werden in unserem Alltag für die Menschenwürde eintreten.« Der Theologe sagte weiter, man werde »überall Kontra geben, wo ganze Menschengruppen wegen ihrer Herkunft, wegen ihrer Hautfarbe oder wegen ihrer Religionsgemeinschaften abgewertet werden«. Und man werde diejenigen zur Rede stellen, die Rechtsradikalen Deckung geben.

Die Initiative zu der Menschenkette in Halle hatte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ergriffen.

In Berlin rief der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, bei einem multireligiösen Friedensgebet zum Engagement gegen rechts auf. »Wir denken an unsere jüdischen Geschwister, die heute den Schabbat feiern und dabei geschützt werden müssen vor denen, die Hass säen und den Tod bringen«, sagte Dröge: »Wir stehen an ihrer Seite, wohl wissend, welche Erschütterung der Anschlag von Halle für die jüdischen Gemeinden in unserem Land bedeutet und wie viel Besorgnis und Angst er unter unseren jüdischen Geschwistern ausgelöst hat.«

Die Initiative zu der Menschenkette in Halle hatte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, ergriffen. Daran nahmen auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU) und der evangelische anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig teil. Am Tatort wurden Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet. In Dresden kamen am Freitag rund 2.000 Menschen zur Synagoge. In mehreren Städten wie Berlin, Köln, Düsseldorf und Hannover hatten sich bereits am Donnerstagabend Hunderte Menschen zu Mahnwachen und Gebeten versammelt.

Der nach dem Anschlag am Mittwoch festgenommene mutmaßliche Täter Stephan B. sitzt inzwischen in Untersuchungshaft und hat ein Geständnis abgelegt. Dabei habe er auch seine antisemitische und rechtsextremistische Motivation bestätigt, teilte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe auf epd-Anfrage mit. Gegen den Mann war noch am Donnerstagabend Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und mehrfachen Mordversuches erlassen worden.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wollte der 27-Jährige in der Synagoge im Paulusviertel in Halle, in der sich am jüdischen Feiertag Jom Kippur 51 Gläubige aufhielten, möglichst viele Menschen jüdischen Glaubens töten. Da die Eingangstür verschlossen war, konnte er jedoch nicht in die Synagoge eindringen. Daraufhin erschoss er eine zufällig vorbeikommende Passantin und später einen Mann in einem Döner-Imbiss. Den Angaben zufolge hatte der Beschuldigte vier Schusswaffen und mehrere Sprengsätze bei sich.  epd

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