Frankfurt/Main

Go-Area für Kippaträger

Fröhlich und angstfrei: Kippa-Kundgebung auf der Frankfurter Zeil Foto: Rafael Herlich

Rund 150 Menschen haben sich in der vergangenen Woche zum »Flashmob mit Kippa« in Frankfurt am Main getroffen. Initiator war Jaz-Elishewa Patterson-Baysal, Vorsitzender des Jüdischen Kulturvereins Ostend. Nach dem Angriff auf Rabbiner Daniel Alter in Berlin hatte Patterson-Baysal auf Facebook zu der Aktion aufgerufen, die das Selbstbewusstsein der Frankfurter Juden demonstrieren und die Solidarität von Nichtjuden bekunden sollte.

Auf Frankfurts bekanntester Einkaufsstraße Zeil trafen sich Juden und Nichtjuden, Alte wie Junge, Vertreter der Jüdischen Gemeinde und Otto-Normal-Verbraucher. Selbst eine Rollstuhlfahrerin hatte die Mühe auf sich genommen, sich in die Menschenmenge zu begeben.

Verteidigung »Ich finde, dass es nicht angeht, dass man wegen einer Kopfbedeckung oder Ähnlichem angegriffen wird. Es gehört dazu, dass eine Gesellschaft das verteidigt«, erklärte Jens Hoppe, Mitarbeiter der Jewish Claims Conference, warum er als Nichtjude mit einer Kippa über die Zeil spazierte.

Ebenfalls mit von der Partie war seine Kollegin Christine Keck. Sie forderte, dass man »Farbe bekennen muss«. Als »sehr schöne Aktion« bezeichnete der jüdische Student Ron den Flashmob. Seine Ansicht: »Wir sollten angesichts der Beschneidungsdebatte – bei der man sieht, dass es an Verständnis fürs Judentum mangelt –wieder ein wenig mehr jüdische Präsenz in die deutsche Wahrnehmung bringen.«

Wie sicher sich die Flashmob-Teilnehmer fühlten, bewies Stefanie Konzok, die in einer Krabbelstube der jüdischen Gemeinde arbeitet und mit ihrem Baby auf die Zeil gekommen war. »Der Flashmob ist praktisch, um ein Zeichen zu setzen. Ich habe keine Sorge, angegriffen zu werden«, fügte sie hinzu. Und der Ablauf der Veranstaltung gab ihr recht: Die Gruppe zog »Am Israel Chai« und »Hava Nagila« singend über Frankfurts Einkaufsstraße, tanzte und klatschte.

Einziger Wermutstropfen: Da viele Teilnehmer auch Israelfahnen getragen hatten, entspann sich nach der Veranstaltung eine Diskussion auf der Flashmob-Facebook-Seite, ob es richtig war, auch die Solidarität mit Israel zu bekunden oder ob es sich ausschließlich um das Judentum hätte drehen sollen. Einzelne Beiträge wurden so aggressiv, dass Patterson-Baysal die Gruppe löschte. Für Mittwoch hatten Stuttgarter ebenfalls zu einem Flashmob aufgerufen.

Frankfurt/Main

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