Irina Katz ist enttäuscht. Das Verwaltungsgericht Freiburg hat für Samstag eine Demonstration der israelfeindlichen Initiative »Palästina spricht« genehmigt - ausgerechnet auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg.
Dort stand einst die im November 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannte Synagoge. »In keiner anderen Stadt in Deutschland wäre so etwas möglich«, meint Katz. Das Ordnungsamt der südbadischen Stadt hatte sich dem Ansinnen der Organisatoren des Protests gegen Israel entgegengestellt, doch vergeblich.
Wochentag Für die Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde in Freiburg ist nicht nur der von den Aktivisten gewählte Veranstaltungsort, sondern auch der Wochentag alles andere als ein Zufall. »Das ist eine gezielte Provokation. Es gibt genug andere Plätze in Freiburg für so einen Protest. Und am Schabbat können wir als Jüdische Gemeinde natürlich nicht so einfach dagegen halten und eine Gegendemonstration organisieren«, sagte Katz der Jüdischen Allgemeinen.
NAMEN Dennoch wolle man morgen Präsenz zeigen und den ganzen Tag über am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus bleiben. »Wir werden uns um 9 Uhr in der Synagoge zum Gebet versammeln und dann gemeinsam zum Platz der Alten Synagoge gehen. Dort werden wir dann weiterbeten, die Gebete für Israel sprechen«, sagt die Gemeindevorsteherin. Sie hofft, dass auch nichtjüdische Freiburger Bürger die Gemeinde unterstützen werden. Die christliche Initiative »Aktion Schalom« hat bereits angekündigt, israelische Tänze auf dem Platz aufzuführen.
Die propalästinensische Versammlung zur »andauernden Nakba« auf dem gleichen Platz war ursprünglich schon für 10 Uhr angemeldet. Sie wurde jetzt auf 15 Uhr verschoben. Dass an dem vor einigen Jahren umgestalteten Platz vor dem Kollegiengebäude II der Freiburger Universität überhaupt politische Proteste stattfinden dürfen, hält Katz für einen Fehler. Im August des vergangenen Jahres hätten antiisraelische Aktivisten dort die Namen angeblicher Opfer Israels verlesen.
FLAGGEN Für Irina Katz ist das ein Unding. »Wir könnten dort auch Namen israelischer Soldaten und Zivilisten vorlesen, die von Palästinensern ermordet wurden. Aber wir tun das nicht, denn das gehört sich nicht. An diesem Ort sollten nur die Namen der 360 Freiburger Schoa-Opfer verlesen werden.«
Die Vorsitzende der Kultusgemeinde findet, dass der ganze Platz und nicht nur ein Teil davon zur Gedenkstätte erklärt werden müsse - »so, wie das in Berlin mit dem Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma der Fall ist.« Damit schiede der Platz als Ort für politische Kundgebungen aus. Das gelte wohl auch für den »Gedenkbrunnen« als Planschbecken der Stadt - eine Nutzung des Areals, die nicht nur bei Katz seit langem für große Irritationen sorgt.
Partnerstadt Von Oberbürgermeister Martin Horn hätte sie sich angesichts der Raketen auf Tel Aviv deutlichere Worte gewünscht. »Tel Aviv ist Partnerstadt Freiburgs. Es gibt enge Beziehungen und vielfältige Aktivitäten. Es ist schade, dass die Hamas Tel Aviv unter Dauerfeuer nimmt und der OB dazu nicht Stellung bezieht«.
Am vergangenen Mittwoch wehten vor dem Freiburger Rathaus zwar kurzzeitig die Flaggen Israels und Tel Avivs. Doch der »Badischen Zeitung« erklärte die Stadtverwaltung, das sei schon lange im Voraus geplant gewesen und stünde nicht in Zusammenhang mit dem laufenden Konflikt in Nahost. »Es wäre aber wichtig, dass Herr Horn und die Stadt Flagge zeigen für die Einwohner Tel Avivs, die gerade unter den Terrorangriffen leiden«, betont Irina Katz.