Bis Ende März ist im Janusz-Korczak-Haus eine Ausstellung zu sehen, die sich mit einem lange unbeachteten Aspekt der Schoa beschäftigt. Im Kloster Indersdorf, in der Nähe von Dachau gelegen, befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg das erste internationale Kinderdorf, in dem traumatisierte und elternlose Kinder aus vielen europäischen Ländern betreut und auf ein neues Leben vorbereitet wurden.
Die Ausstellung, die bis zum 24. März von montags bis donnerstags zwischen 11 und 16 Uhr besucht werden kann, besteht aus zwei Teilen: Wer waren diese Kinder, und auf welches Verfolgungsschicksal blicken sie zurück? Mit dieser Frage beschäftigten sich Schüler des Gymnasiums Markt Indersdorf. Sie machten sich auf die Suche nach den Kindern von damals, porträtierten einige von ihnen und gaben den jeweiligen Namen auch das dazugehörende Gesicht. Das Ergebnis ihrer Forschungsarbeit ist in der Ausstellung zu sehen.
Biografien Der zweite Teil der Schau besteht aus einer Dokumentation der Historikerin Anna Andlauer, die sich seit Langem mit der Thematik auseinandersetzt. Sie hat sich auf den Zeitraum zwischen Juli 1945 und Juli 1946 konzentriert und ist dabei der Frage nachgegangen, was damals getan werden konnte, um den jungen Menschen zu helfen. Auf 15 Stellwänden, die unter ihrer Regie entstanden, erzählen Fotos und Texte, wie Helfer die Kinder dabei unterstützten, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, eine Schulbildung zu bekommen oder Familienangehörige wiederzufinden.
Die Aufarbeitung der Thematik durch Anna Andlauer stieß sogar bei den Vereinten Nationen auf große Beachtung. Im vergangenen Jahr, anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar, durfte sie ihre Ausstellung vier Tage lang in der Besucherlobby des UN-Hauptquartiers in New York zeigen. Das Schicksal der Kinder von Indersdorf und die Schau haben für Anna Andlauer auch einen aktuellen Bezug. »So, wie sich die Helfer um die Kinder und Jugendlichen gesorgt haben«, sagt sie, »kümmern sich heute Sozialarbeiter und ehrenamtliche Helfer um unbegleitete Flüchtlinge. Auch wenn dies eine historische andere Situation war, sind die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der jungen Flüchtlinge heute ähnlich.«
Dachaus Landrat Stefan Löwl wies im Zusammenhang mit der Betreuung der Kinder noch auf einen anderen Aspekt hin. Die Geschichte zeige, erklärte Löwl, dass nahe der Hölle des Dachauer Konzentrationslagers schon kurz nach dem Krieg neues Leben und Nächstenliebe keimten.
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