WIZO

Generation Schwiegertochter

Es war ein spürbar frischer Wind, der am Samstagabend durch den eleganten Festsaal des Hotel de Rome in Mitte wehte. Denn in diesem Jahr war so manches anders bei der jährlichen Spendengala der WIZO: Viele neue Gesichter neben langjährigen Wegbegleitern, ein neues Berliner WIZO-Team und junge Künstler schenkten dem Motto der Gala »One Night for Children« ihre Stimmen.

Auch überraschend viele Erstsponsoren und Unterstützer waren gekommen, darunter neben renommierten Unternehmen, Vereinen und Geschäftsleuten auch der Berliner Justizsenator Thomas Heilmann sowie der neue israelische Gesandte Avi Nir-Feldklein. »WIZO macht die Welt zu einem besseren Ort«, sagte der Gesandte in seinem Grußwort. »Denn Bildung und Erziehung garantieren Israels Zukunft.«

Patenschaft Aus diesem Anlass besuchte auch Monika Bresche die Benefizgala. Die Geschäftsführerin des Industrieverbandes VBP begleitet die Arbeit von WIZO seit Jahren aufmerksam. »Ich unterstütze die WIZO, weil die Organisation Kindern in Israel eine Chance gibt«, begründet die Volkswirtin ihr Engagement. Patenschaften für Kindergartenplätze für ein ganzes Jahr »können das Leben eines Kindes verändern«, ist die Geschäftsführerin überzeugt.

Die zierliche Frau spendet seit zwölf Jahren für die Organisation. Seitdem hat sie nur eine Gala verpasst. »Einmal WIZO, immer WIZO«, scherzt ihre Tischnachbarin Dagmar Schwarzer und lächelt Monika Bresche aufmunternd zu. Die beiden Frauen haben sich bei einer früheren Spendengala kennengelernt und sind seitdem befreundet. Wohltätigkeit als Brückenbauer – auch das ist WIZO.

»Dieses Gemeinschaftsgefühl, die Verbundenheit, den Zusammenhalt bei der Frauenorganisation erlebe ich als sehr positiv«, schwärmt Bresche von dem »speziellen WIZO-Flair«. Am meisten jedoch gefällt ihr, dass die Spendengelder allen Kindern zugutekommen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. »Viele Erwachsene haben schon zu viel erlebt, um wirklich eine friedliche Koexistenz gestalten zu können«, meint Bresche. Sie will daher gezielt künftige Generationen fördern.

Aufwind »Kinder sind unsere Zukunft«, »Zeichen setzen für mehr Menschlichkeit«: Es sind Inhalte wie diese, mit denen die jüdische Wohltätigkeitsorganisation treue Unterstützer seit Jahren überzeugt – und stetig neue hinzugewinnt. Diesen Aufwind – bei gewohnter Kontinuität – verdankt WIZO Berlin auch dem neuen Vorstand Alexandra Cukierman, Revital Czarny, Shoshana Feingold-Studnik, Sylvia Hagen, Angelika Hessing und Nicole Schauder-Shani. Die sechs Frauen leiten seit Januar gemeinsam das Berliner WIZO-Büro. Die diesjährige Spendengala haben sie erstmals im neuen Team organisiert.

Diana Schnabel begrüßt den Generationenwechsel. »Die Zeit der Schwiegertöchter ist gekommen«, sagt die Präsidentin der WIZO Deutschland augenzwinkernd. Dass die Berliner WIZO-Frauen sich von Anfang an als gleichberechtigtes Team präsentierten, findet die WIZO-Präsidentin toll. »Das ist im Sinne von WIZO: Ein Unterstützer allein ist ein Tropfen auf den heißen Stein, gemeinsam können wir viel bewirken.«

Das sahen die Gäste an diesem Abend genauso. Im Mittelpunkt standen dabei zweifellos die Kinder in Israel. Gleichwohl war auch die unruhige Lage der vergangenen Monate in Israel Thema, ebenso die erschreckenden Ausbrüche von Judenhass in Deutschland und Europa.

Solidarität »Mit Ihrer Anwesenheit setzen Sie heute Abend ein Zeichen, mit Israel, für eine friedliche Koexistenz von Juden, Christen und Muslimen, aber auch mit WIZO und Juden in Deutschland«, so Diana Schnabel in ihrer bewegenden Rede, die mit viel Beifall aufgenommen wurde. Auch Justizsenator Thomas Heilmann bekannte sich im Namen des Berliner Senats zur Solidarität mit Israel und forderte die Gäste charmant auf, großzügig zu spenden.

»Es ist eine wunderbare Atmosphäre«, schwärmt Katja Gauglitz, eine junge Unternehmerin aus Berlin, die zum ersten Mal dabei ist. Besonders die Reden der WIZO-Präsidentin und des Justizsenators bewegten sie. So viel Einsatz berührt, darin sind sich die Gäste an diesem Abend einig.

Schon die 14-jährige Sängerin Rita Gueli, die gleich zum Auftakt des Abends mit der viersprachig gesungenen WIZO-Hymne die Gäste bezauberte, erwies sich als echter Glücksgriff. »Wow, ich bin geplättet«, lobte Diana Schnabel die Show. Bei so viel Zuspruch wich spätestens nach dem Dinner-Hauptgang das anfängliche Lampenfieber des neuen WIZO-Teams der Erleichterung über den reibungslosen Ablauf und die Spendenfreude.

Musik Dabei stand so manche Überraschung noch bevor: die Tombola zum Beispiel und Auftritte der Musiker Adir Ohayon aus Berlin und DJ Sivan aus Frankfurt, die mit ihren Evergreens, israelischen Hits und liturgischen Klassikern die Gäste spontan auf die Tanzfläche zogen. Dazwischen ergab sich so manche Gelegenheit zum Plaudern, Danksagen und Ausfüllen von Spendenformularen.

Diese Zeit musste sein, bevor Schauspieler Christian Berkel schließlich die Auktion ankurbelte, begleitet von Lounge-Musik der Live-Band Mrs. Lenox und Applaus bei jedem neuen Gebot – zweifellos ein Programm-Höhepunkt, dem Monika Bresche schon seit Beginn der Gala ungeduldig entgegenfieberte. Sie wollte an diesem Abend unbedingt Hertha-Tickets für den guten Zweck ersteigern. Als schließlich der erlösende Ruf »zum Dritten« ertönte und die Unternehmerin die ersehnten Fußball-Tickets in Händen hielt, war die Freude doppelt groß: Denn ihre Fußball-Leidenschaft sichert mehreren Kindern in Israel ein Jahr lang den Besuch einer Kindertagesstätte.

Insgesamt können mit dem Erlös des WIZO-Abends rund 250 Patenschaften für Kinder aus Israel finanziert werden. »Damit erhalten mehr als 250 Kinder aus sozial und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen eine Chance auf Erziehung, Bildung, Förderung und somit Zukunft«, freuten sich die Veranstalterinnen. Die gelungene Gala beflügelt sie in ihrem ehrenamtlichen Engagement. Der frische Wind hat sich gelohnt – vielversprechender könnte der Gala-Start des neuen WIZO-Teams Berlin nicht sein.

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