Frankfurt/Main

Gemeinsame Sache

Und zwischendurch chillen: Selbst in der Lounge gehen die Diskussionen weiter. Foto: Rafael Herlich

Das Format ist seit Jahren eingeführt: Drei engagierte orthodoxe Rabbiner treffen sich mit Jugendlichen, um mit ihnen Schabbat zu feiern und religiöse Fragen zu erörtern. Jaron Engelmayer, Julian-Chaim Soussan und Avichai Apel laden regelmäßig zum »3-Rabbiner-Seminar« ein. Ende Juni hatten gleich 150 junge Juden das Privileg, mit den Rabbinern aus Köln, Mainz und Dortmund zu diskutieren und zu feiern.

Doch dieses Mal war der Rahmen weiter gespannt, und es beteiligten sich mehrere Initiativen an dem Event: Der Bund Traditioneller Juden (BTJ), Jewish Experience, das Forum für jüdische Studenten und junge Erwachsene sowie Morasha Germany, eine Gruppe, die Identität, Stolz und Wissen im Einklang mit jüdischen Werten vermitteln möchte, waren mit von der Party. Dem Motto des 3-Rabbiner-Seminars gemäß traf man sich nach Stationen in Bad Sobernheim, Unna-Massen, Würzburg, Köln, Dortmund, Basel, Aachen und Duisburg diesmal in Frankfurt.

Programm Und auch der Kreis der Referenten war in den drei Tagen deutlich erweitert. Acht Rabbiner, ein Religionswissenschaftler, eine Historikerin, Mitbegründer von Jewish Experience, Eventmanager, ein Comedian, ein Musiker, ein Gemeindevorsitzender und Schlichim aus Israel boten von Freitagmittag bis Sonntagmittag ein jüdisches Rundumprogramm.

Provokant fragte Rabbiner Avraham Radbil aus Freiburg: »Amalek – sind wir denn besser als die Nazis?« und ging auf die Suche nach dem Urbösen. Der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel befasste sich in seinem Schiur am Samstag mit den »Frauen in Jerusalem und Teheran«: »Sind wir nah oder weit?« Der aus Amberg stammende Rabbiner Elias Dray griff das Thema auf: »Drogen aus Sicht des Judentums«. Diskussionen in den Lounges zeigten, wie interessiert junge Menschen an den Problemen ihrer Zeit sind und wie sie darin ihr Judentum verorten möchten.

»Es war ein Experiment, das voll gelungen ist«, sagte Michael Grünberg, der als Präsident des Bundes Traditioneller Juden diesen »Grande Schabbaton« mit angeschoben und vor allem finanziell unterstützt hatte. Schon kurz nach dem Wochenende zog der Schatzmeister von Jewish Experience, Meir Lisserman, eine positive Bilanz. »Der BTJ hat sein Geld in ein Wochenende investiert, nach dem sich viele junge Leute gesehnt haben«, sagte Lisserman der Jüdischen Allgemeinen.

Umfrage Darüber hinaus habe seine Organisation anschließend eine Umfrage unter den Teilnehmern durchgeführt: »Die Veranstaltung wurde sehr positiv bewertet und der Inhalt besonders gelobt«, berichtet Lisserman. Der Schabbaton zeige, dass es Interesse an traditionellen Inhalten gebe. Man wolle die konkreten Ergebnisse der Umfrage jedoch noch durch einen Soziologen auswerten lassen.

»Trotz der unterschiedlichen Arbeits- und Herangehensweisen hat alles gut zu- sammengepasst«, resümiert Lisserman. »Die jungen Menschen haben es sehr geschätzt, dass alle zusammengearbeitet haben und ihnen die Möglichkeit gegeben wurde, die Pluralität innerhalb des traditionellen Judentums zu erleben.«

Ein so großes Ereignis werde man nur zweimal im Jahr durchführen können. Darüber war sich Michael Grünberg schon im Vorfeld im Klaren. Doch der Grande Schabbaton könnte Vorbild für regionale »Petites Schabbaton« sein, und das würde dem identitätsstiftenden gemeinsamem Lernen und Diskutieren genauso helfen wie ein großer.

Frankfurt/Main

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