Es war ein überwältigendes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus, das die Münchner Zivilgesellschaft am vergangenen Freitag auf dem Jakobsplatz vor der Synagoge und dem Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) setzte. Rund 1500 Menschen waren dem Aufruf des Bündnisses »München ist bunt« gefolgt, gegen eine geplante Pegida-Veranstaltung am Nachmittag zu demonstrieren.
Charlotte Knobloch, die Präsidentin der IKG, zeigte sich beim Blick auf die Menschenmenge sichtlich bewegt und sprach von einem Aufschrei der Gesellschaft. »Mit Ihrer Anwesenheit heute«, sagte sie, »machen Sie eines ganz klar: Judenhass hat in unserer Stadt keinen Platz. München ist bunt. Und München schätzt und schützt sein jüdisches Leben, seine jüdische Gemeinschaft und seine jüdischen Menschen.«
miteinander Knobloch sprach dem Bündnis ihren besonderen Dank aus, auch im Namen aller Juden in der Landeshauptstadt. »München ist bunt« habe mit der Demonstration ein wichtiges Zeichen gegen Judenhass gesetzt und deutlich gemacht, dass es viele laute Stimmen gebe, die sich gegen Extremismus und für ein Miteinander in Toleranz einsetzten.
Der eigentliche Anlass für die Kundgebung hatte sich bereits kurz vor Beginn erledigt.
Der eigentliche Anlass für die Demonstration hatte sich bereits kurz vor Beginn der Kundgebung erledigt. Heinz Meyer, Münchner Pegida-Chef und von den Sicherheitsbehörden als rechtsextremer Gefährder eingestuft, hatte vor der Hauptsynagoge eine Kundgebung mit dem Titel »Beschneidung von Säuglingen und Kindern verbieten« geplant, sie aber offenbar unter dem Eindruck des erkennbaren Widerstands kurzfristig abgesagt.
Charlotte Knobloch zeigte sich unmittelbar nach Bekanntwerden zwar erleichtert über die Absage, brachte aber auch ihre Sorge zum Ausdruck: »Der Gedanke, dass mitten in unserer Stadt in dieser Art und Weise gegen jüdische Menschen und die jüdische Religion gehetzt werden sollte, ist und bleibt unerträglich.«
Micky Wenngatz, die Vorsitzende des Vereins »München ist bunt«, wies angesichts der vielen Demonstranten, die trotz der Absage der Pegida-Kundgebung gekommen waren, darauf hin, dass es den Münchnern nicht nur darum gehe, gegen Pegida zu demonstrieren. »Es geht auch darum, in Schulterschluss zu gehen gegen alle, die meinen, den Antisemitismus wieder nach vorne treiben zu müssen, die meinen, gegen Menschen hetzen zu müssen, und die meinen, Menschen diskriminieren, einsperren und töten zu müssen«, erklärte sie.
gesetze Nach der Absage der Pegida-Kundgebung brachte Charlotte Knobloch ihr Befremden darüber zum Ausdruck, dass die Kundgebung nur dank der Initiative des Veranstalters und nicht aufgrund des Einschreitens der Behörden abgesagt worden war.
Nach der Absage der Pegida-Kundgebung brachte Charlotte Knobloch ihr Befremden darüber zum Ausdruck, dass die Kundgebung nur dank der Initiative des Veranstalters abgesagt worden war.
»Wenn Judenhass so offen verbreitet werden kann, noch dazu in Sichtweite einer Synagoge und zu Beginn des Schabbats, dann zeigt das für mich, dass mit unseren Gesetzen und ihrer Auslegung etwas im Argen liegt. Pegida München ist eine offen antisemitische Gruppierung, die die Erlaubnis bekam, drei Tage vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag in unmittelbarer Nähe des Jüdischen Zentrums gegen einen Grundpfeiler des jüdischen Glaubens zu demonstrieren«, kritisierte sie die zuvor erteilte Genehmigung.
gesellschaft Die Zunahme des Antisemitismus war auch Thema eines Gesprächs zwischen Charlotte Knobloch und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Gemeindezentrum, das vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet wurde. Die IKG-Präsidentin, die sowohl die Nazizeit als Kind erlebt hat als auch die späte Rückkehr der jüdischen Gemeinde ins Zentrum der Stadt, sprach darin von einer beängstigenden Entwicklung, die die Mitte der Gesellschaft erreicht hat. »Ich weiß, was an den Stammtischen über Juden wieder erzählt wird«, sagte sie.
Ministerpräsident Söder, der im vergangenen Jahr seine Verbundenheit mit der IKG durch einen Besuch der Synagoge am Jakobsplatz unterstrichen hatte, zeigte sich in dem Gespräch vor allem über die antisemitischen Ausfälle und den damit verbundenen Hass in den sozialen Medien besorgt und kündigte eine härtere Gangart des Gesetzgebers an.