Sichtbar gerührt nahm Charlotte Knobloch den riesigen Blumenstrauß entgegen, den ihr die Gemeindemitarbeiter nach ihrer erneuten Wahl zur Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern überreichten. Auch wenn sie bereits seit 1985 ohne Unterbrechung stets in diesem Amt bestätigt wurde, bekannte sie, dass sie »emotional noch immer sehr berührt« sei. »Da gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Ich freue mich, dass mich alle gewählt haben.«
Wiedergewählt Nach den Vorstandswahlen am 12. und 15. Juli wurde Knobloch in der konstituierenden Sitzung des 15-köpfigen Gremiums am Mittwoch vergangener Woche einstimmig – bei eigener Enthaltung – wiedergewählt. Als Vizepräsidenten wählte der neue Vorstand Judith Epstein und Michael Fischbaum in das Präsidium der Kultusgemeinde.
Dem neuen Vorstand gehören außerdem an: Andreas Beck, Ilan Birnbaum, Maurice Brodski, Maria Druker, Silla Kalmanowicz, Guy Katz, Ariel Kligman, Marian Offman, Abi Pitum, Talia Presser, Peter Snopkowski und Vera Szackamer.
Knobloch dankte der Wahlkommission unter Leitung von Ran Jakubowicz sowie allen Helfern und Mitarbeitern für ihr hohes persönliches Engagement. Ihren alten und neuen Vorstandskollegen gratulierte sie zur Wahl: »Sie alle haben gezeigt, dass Sie fähig und willens sind, Ihre Zeit und Ihre Kraft für das Wohl unserer Gemeinde einzusetzen. Und zwar ehrenamtlich, das ist alles andere als selbstverständlich.« Das ein oder andere Gemeindemitglied glaube das zwar nicht – doch es gebe weder Sitzungsgeld noch andere Leistungen.
Zukunft Schnell wandte die Präsidentin dann den Blick in die Zukunft und den vielen wichtigen Aufgaben zu, derer sich der neue Vorstand annehmen müsse: »Gemeinsam wollen wir alles daran setzen, dass unsere Gemeinde eine gute Zukunft hat, dass unsere Interssen und Sorgen ernst genommen und unsere Hoffnungen nicht enttäuscht werden.«
Knobloch begrüßte es, dass im neuen Vorstand alle Generationen vertreten sind. Damit sei die Zusammensetzung der Mitglieder der IKG widergespiegelt mit all ihren unterschiedlichen Vorstellungen, Sorgen und Weltbildern. Das gelte auch für die Herkunfts- und Lebensmodelle, so Knobloch. Somit sei der Vorstand perfekt aufgestellt, »um in den nächsten Jahren die Interessen und Vorstellungen der Mitglieder in ihrer Gesamtheit zu realisieren«. Gerade die kommenden Jahre seien für die Zukunft der Gemeinde richtungsweisend.
Die dauerhafte finanzielle Absicherung nehme einen sehr wichtigen Platz ein, sagte Knobloch. Dabei gehe es ebenso um den Staatsvertrag wie um eine Einigung mit der Stadt, um die erforderlichen Fördermittel für die Kultusgemeinde zu sichern. »Wir brauchen eine solide finanzielle Basis, um solide arbeiten zu können. Das ist die letzten Jahre gelungen. Das war und ist mein Credo und das unseres Geschäftsführers Chil Rakowski. Und dafür steht insbesondere Professor Abi Pitum, dem hierfür gar nicht genug gedankt werden kann«, unterstrich Knobloch.
Stellschrauben Dann richtete die Präsidentin den Blick auf wichtige Zukunftsprojekte wie Kinderkrippe und Betreutes Wohnen. Ein erfolgreicher Abschluss beider Projekte sei in Sicht. Doch nicht nur an den Großprojekten werde sich die Arbeit messen lassen: »Es sind die vielen kleinen Stellschrauben, an denen wir drehen können und müssen, um unsere Mitglieder wieder stärker an unsere Gemeinde zu binden.« Eine Mitmachbörse und eine Ombudsstelle nannte Knobloch als Beispiele.
Wichtig ist ihr auch eine aktive politische Arbeitsgruppe, die zu aktuellen Themen Stellung bezieht: »Immer kälter bläst uns der Wind entgegen. Antisemitismus ist wieder auf dem Vormarsch. Israelfeindlichkeit hat Konjunktur. Unsere Religionsfreiheit wird leichtfertig ›beschnitten‹. Der am 18. Juli vorgestellte neue Verfassungsschutzbericht zeigt erneut erschreckende Fakten auf, was Rechtsextremismus und Islamismus betrifft.«
Am Herzen liegt Knobloch neben der Solidarität mit Israel auch die Einheitsgemeinde: »Unsere Zusammengehörigkeit war und ist von jeher die Kraftquelle unseres Volkes und Garant unseres Überlebens.«
An ihre Vorstandskollegen appellierte sie: »Jeder von ihnen hat seine individuellen Kompetenzen, Kontakte und Fähigkeiten, die sie oder er zum Wohle unserer Gemeinschaft einbringen kann. Wir müssen diese wertvollen Ressourcen bündeln und zur vollen Geltung bringen. Darauf freue ich mich. Lasst uns gemeinsam Großes erreichen – für unsere Gemeinde und für das Judentum.«