Bis Freitag noch sind sie an ihren Universitäten unterwegs, um Präsenz zu zeigen. Denn die sichtbare Anwesenheit von Jüdinnen und Juden an deutschen Hochschulen ist nach wie vor nicht selbstverständlich. Mit der Jüdischen Campuswoche (JCW) vom 8. bis zum 12. Mai will die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) zusammen mit zahlreichen lokalen Gruppen daran etwas ändern.
Begegnung »Die Jüdische Campuswoche ist dieses Jahr an 20 Standorten vertreten«, erzählt Noa Luft, die als Programmdirektorin der JSUD die regionalen Veranstalter koordiniert. Die Finanzierung kommt von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. »Es geht darum, jüdische und nichtjüdische Studierende zusammenzubringen und die jüdische Lebensrealität darzustellen sowie Stereotype und Vorurteile im Gespräch abzubauen«, so Luft. Außer verschiedenen Begegnungsformaten gebe es auch themenbezogene Veranstaltungen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Judentums beschäftigen.
Die Gruppe GESH aus Bochum plant, einen Baum im universitären Botanischen Garten zu pflanzen.
Neben Universitäten, die schon an mehreren der insgesamt vier Campuswochen der vergangenen Jahre teilgenommen haben, gibt es auch solche, die nun zum ersten Mal dabei sind. Etwa die TU Chemnitz, mit der das erste Mal eine Hochschule im Osten vertreten ist, oder die Freie Universität Berlin. Dort wird neben einem Filmabend mit koscheren Snacks auch eine Diskussionsrunde zum Thema »Misconceptions über Juden« angeboten, unter anderem mit dem Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn und der Präsidentin des Verbands Jüdischer Studierender Nord, Esther Belgorodski.
Wurzeln Zum ersten Mal organisiert auch die neue Studierendeninitiative GESH in Bochum eine Jüdische Campuswoche. GESH-Mitglied Lisa Michajlova beschreibt die Arbeit ihrer Gruppe so: »Wir kümmern uns um verschiedene Veranstaltungen, feiern Schabbes zusammen und setzen uns gegen Antisemitismus ein.« Für die Campuswochen hat GESH an der Ruhr-Universität zum Beispiel einen Infostand aufgebaut, bietet Grillen an Lag BaOmer an sowie die Veranstaltung »Ask the Rabbi«. Außerdem plant die Gruppe, einen Baum im universitären Botanischen Garten zu pflanzen, »um unsere jüdischen Wurzeln in Bochum« zu vertiefen.
Wirklich willkommen war GESH aber nicht überall in der Stadt, berichtet Lisa Michajlova, die Mathematik, Philosophie und Cognitive Science studiert. Die Hochschule Bochum habe es nicht erlaubt, einen Stand auf dem Campus aufzustellen. Offenbar, weil die Hochschule religiösen Gruppen keinen Raum zur Verfügung stellt. »Wir definieren uns aber gar nicht als religiöse Gruppe«, kontert Michajlova. Sie und die anderen GESH-Mitglieder lassen sich davon nicht entmutigen und wollen weiterhin ein Bild vom Judentum jenseits der Schoa und des Nahostkonflikts vermitteln. »Es gibt noch so viel mehr«, sagt Michajlova.