Am Mittwoch gingen in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien zu Ende. Für Leonid Chraga hatten sie aber gar nicht erst begonnen. Seit dem 1. Mai ist der 31-Jährige in der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen als Jugendleiter und Referent des Vorstandes tätig. Eine Pause gönnte er sich auch in den Ferien nicht, denn das Jugendzentrum sollte durchgehend geöffnet sein. Chragas Anspruch: Immer für die Jugendlichen erreichbar sein.
»Auch wenn die Zahl im Sommer nicht besonders hoch ist, wollen wir für die Kinder da sein, die vielleicht nicht in Urlaub fahren konnten«, erklärt Chraga. Er hat eine volle Stelle in Duisburg, kann sich also stärker engagieren als ein Jugendleiter in Teilzeit oder Ehrenamt.
Herausforderung Eine große Neuerung steht mit dem Beginn des neuen Schuljahres an. Die Gemeinde wird einmal wöchentlich ihr Programm auch in Mülheim anbieten. »Es ist eine große Herausforderung, dass die Gemeinde so auseinandergezogen ist«, erklärt Chraga. Die Jugendarbeit nach Mülheim – und später auch nach Oberhausen – zu bringen, soll dabei helfen, für eine stärkere Bindung zwischen den Mitgliedern und der Gemeinde zu sorgen.
Auch in Duisburg, wo das Jugendzentrum seinen Sitz hat, sollen neue Angebote entstehen. So wird zum Beispiel die Sonntagsschule wieder zum Leben erweckt. »Wenn die Kinder kommen, um hier zu malen, finden sie vielleicht auch Gefallen an anderen Dingen, an jüdischen Themen.«
Die Mädchen und Jungen, die sonntags in die Gemeinde kommen, möchte er dazu motivieren, sich selbst einzubringen und das Programm zu bereichern. Chraga ist zuversichtlich: »Die Generationen nach mir sind voll integriert. Aber viele haben ein jüdisches Bewusstsein. Und bei den meisten besteht auch die Bereitschaft, dieses Bewusstsein weiterzugeben.«
Facebook Helfen soll dabei das, was so viele andere kritisch sehen: die Nutzung sozialer Netzwerke im Internet. Leonid Chraga sieht zum Beispiel Facebook nicht als Konkurrent, sondern als Chance: »Es hat auch einen großen Nutzen, dass die Kinder und Jugendlichen dort vernetzt sind – wir können mit ihnen kommunizieren.« Und es sei in diesem Alter schlicht »cooler«, die Teilnahme an einer Veranstaltung des Jugendzentrums dort mitzuteilen, als dafür telefonieren zu müssen. Außerdem sei Feedback immer möglich, »die Kinder können sich immer an mich wenden. Rund um die Uhr erreichbar zu sein, das ist eine Herausforderung. Aber sie wissen, dass ich nachts auch noch etwas schlafen möchte.«
Die erste große Veranstaltung unter Federführung von Leonid Chraga findet am Sonntag statt. Dann steht das Sommerfest des Jugendzentrums an. In die Vorbereitungen hat der Jugendleiter auch die kleinen Besucher eingebunden, die ein Musiktheaterstück erarbeitet, Tänze einstudiert und Requisiten gebaut haben. Doch sogar »Bullriding« steht auf dem Programm. »Es muss einfach auch Aktion da sein.«
Chraga kann schon lange beobachten, was Kinder und Jugendliche anlockt. »Ich bin praktisch in der Bochumer Gemeinde aufgewachsen und habe das Jugendzentrum dort mit aufgebaut«, erklärt er. Nach dem Studium weiter in diesem Bereich zu arbeiten, sei für ihn folgerichtig gewesen. »Es geht mir um die Nachhaltigkeit«, sagt Chraga. »Wenn man in die Kinder investiert, bekommt man immer ein schönes Feedback.«