München

Fünf Wochen Kino

Die Dokumentation »Mr. Gaga« über Leben und Werk des Choreografen Ohad Naharin wird am 22. Februar im Gabriel Filmtheater gezeigt. Foto: Heymann Brothers Films

Licht aus, Vorhang auf, Film ab: Einen Monat lang, vom 19. Januar bis zum 22. Februar, verwandelt sich das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern wieder in einen attraktiven Ort für Filmliebhaber. Zum achten Mal bereits locken die Jüdischen Filmtage Cineasten Münchens an den Jakobsplatz im Herzen der Stadt.

Die Jüdischen Filmtage, die immer im Januar beginnen, sind das erste kulturelle Highlight des Jahres in München – und in den Terminkalendern der Kino- und Filmfans fest verankert. Hunderte Besucher strömen jeweils zu den einzelnen Vorstellungen, Karten sind stets heiß begehrt.

bereicherung In diesem Jahr ist das von der IKG organisierte kulturelle Angebot besonders dicht. Grund dafür ist das zehnjährige Jubiläum des Gemeindezentrums, das mit einem besonders vielfältigen Programm auch gebührend gefeiert werden soll. »Mit dem Gemeindezentrum haben sich neue Möglichkeiten eröffnet, jüdische Kultur in all ihrer Vielfalt im eigenen Haus zu pflegen und zu repräsentieren«, freut sich IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, unter deren Federführung das »Großprojekt Gemeindezentrum« vor zehn Jahren Wirklichkeit wurde.

In öffentlichen Reden wird das Gemeindezentrum inzwischen oft als »kultureller Hotspot« der Landeshauptstadt bezeichnet. Auch wenn sich Charlotte Knobloch dieses Begriffes selbst nicht bedient, ist sie überzeugt, dass das Angebot jüdischer Kultur durch die IKG eine Bereicherung für die Stadt darstellt. Einen wesentlichen Anteil daran hat den Worten der Präsidentin zufolge die Leiterin der IKG-Kulturabteilung, Ellen Presser. »Ihr«, so Charlotte Knobloch, »haben wir auch die Filmtage zu verdanken.«

Für die Leiterin der IKG-Kulturabteilung ist die Organisation der Veranstaltung ein Fulltime-Job. »Ich möchte ja, dass ein möglichst buntes und anspruchsvolles Programm dabei herauskommt«, erklärt sie den enormen Aufwand, der hinter dem alljährlichen Filmereignis im Gemeindezentrum steckt. Eine französische Dokumentation über die Stadt Kovel und das Schicksal ihrer jüdischen Bewohner, die bei den Filmtagen ebenfalls gezeigt wird, macht deutlich, dass auch das Zustandekommen filmischer Beiträge nicht so einfach zu realisieren ist, wie es am Ende aussieht. In diesem Fall mussten bei der Synchronisation sechs Sprachen berücksichtigt werden.

Hommage Dieser Film (A ceux qui viennent après nous/An die, die nach uns kommen) wird auch für die Erinnerungs- und Bildungsarbeit in Deutschland der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Möglich wird dies durch den »Bildungsfonds in memoriam Max Mannheimer (1920–2016)«.

Zum festen Bestandteil der Filmtage gehört auch die alljährliche Hommage an die jiddische Sprache. »Der jiddischen Sprache wollen wir jedes Jahr aufs Neue ein kleines Denkmal setzen«, erklärt Ellen Presser ihre Vorgehensweise bei der Auswahl der Filme, um ein möglichst abwechslungsreiches Programm präsentieren zu können.

In diesem Jahr reicht die Palette vom Thriller, der sich mit Tabus und antijüdischen Vorurteilen im heutigen Polen auseinandersetzt, über die Holocaust-Thematik, die in eine Minikomödie einfließt, bis hin zu Dokumentationen, die den Werdegang genialer innovativer Kreativer auf den Gebieten Kunst und Tanz zeigen. Vertieft wird das jeweilige Thema der einzelnen Filme durch die Anwesenheit von Mitwirkenden und Regisseuren, die in diesem Jahr aus Warschau, Jerusalem, Stockholm, Hamburg und Paris anreisen. »Damit sind unvergessliche Eindrücke und bewegende Momente garantiert«, ist sich IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch sicher und zitiert das Motto des Regisseurs Steven Spielberg: »Das Kino ist der Ausdruck unserer Träume.«

misslungen Eher zu einem persönlichen Albtraum wurde der Versuch des berühmten Komikers, Schauspielers und Produzenten Jerry Lewis, über den Holocaust eine Filmgroteske zu drehen. Sein Werk The Day the Clown Cried, der die Geschichte eines abgehalfterten Clowns behandelt, der als politischer Häftling in ein KZ deportiert wird, wurde 1972 mit großem Staraufgebot in Frankreich und Schweden gedreht – und ist seitdem verschwunden, weil Lewis ihn unter Verschluss hält. Inzwischen ist der Grund bekannt: Lewis ist der Ansicht, dass ihm der Film vollkommen misslungen ist.

Der Grimme-Preisträger Eric Friedler vom Norddeutschen Rundfunk setzte sich auf die Spur des verschwundenen Films und drehte darüber die viel beachtete Dokumentation Der Clown. Gemeinsam mit Darstellern und Teammitgliedern, die an der Lewis-Produktion beteiligt waren, enthüllte Friedler die Hintergründe um einen der meistgesuchten Filme der Kinogeschichte.

In der Dokumentation, die auf dem Spielplan der Filmtage zu finden ist, spricht Lewis erstmals über sein schwierigstes und persönlichstes Werk. Zu sehen sind auch wiederentdeckte Fragmente des Originalmaterials.

Programm
Ziarno Prawdy (Ein Körnchen Wahrheit), polnische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, 19. Januar, 19 Uhr, Gemeindezentrum; Der Clown, 22. Januar, 18 Uhr, Gemeindezentrum; Hadiktator Hakatan (Der kleine Diktator), 1. Februar, 19 Uhr, Gemeindezentrum; Herr Israel (Hans in Luck), 1. Februar, 20 Uhr, Gemeindezentrum; A ceux qui viennent apres nous (An die, die nach uns kommen), 7. Februar, 19 Uhr, NS-Dokumentationszentrum; Eva Hesse,
15. Februar, 19.30 Uhr, Gabriel Filmtheater, Dachauer Straße 16; Beit Aviv (Homeland), 16. Februar, 19 Uhr, Gemeindezentrum; Mr. Gaga, 22. Februar, 19.30 Uhr, Gabriel Filmtheater

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