Fünf Tage lang, bis zum vergangenen Sonntag, gab der Davidstern auf den Trikots von mehr als 300 Jugendlichen aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz auf dem Gelände des TSV Maccabi München den Ton an. Zum ersten Mal in Deutschland fanden dort die »Junior Games« statt – mit überwältigendem Erfolg.
Ganz am Anfang der Planungen für die ersten jüdischen Sportjugendspiele auf deutschem Boden, die gleich nach der Maccabiah 2017 in Israel begannen, hatten Vizepräsident Alfi Goldenberg und seine Mitstreiter vom Dachverband Makkabi Deutschland noch gewisse Zweifel an einem möglichen Erfolg. Doch die Zahl der Anmeldungen, die die Erwartungen weit übertraf, sorgte schnell für Erleichterung.
Disziplinen Fußball, Basketball, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Fechten, Schach und E-Sports: Das waren die Disziplinen, in denen die jugendlichen Sportler im Alter von zwölf bis 18 Jahren um Medaillen und Urkunden kämpften. Doch das sportliche Großereignis, das Münchens Maccabi-Chef Robby Rajber und sein Team vorbildlich unterstützten, war mit integrierten Workshops und gemeinschaftlichen Veranstaltungen weit mehr als nur ein sportliches Kräftemessen.
Das weit über den Sport hinausgehende Level der Junior Games wurde im Lauf der fünf Tage auf unterschiedlichste Weise deutlich und auch immer wieder thematisiert. Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle etwa, der eng mit der Israelitischen Kultusgemeinde verbunden ist, betonte die Bedeutung der jüdischen Sportjugendspiele angesichts der Zunahme antisemitischer Vorfälle mit den folgenden Worten: »Solche Veranstaltungen signalisieren: Wir sind in der Mitte der Gesellschaft.«
Die von Spaenle erwähnte Zunahme antisemitischer Vorfälle hat dazu geführt, dass für die Junior Games ein Sicherheitskonzept erarbeitet werden musste, um einen störungsfreien Programmablauf zu garantieren. Mike Delberg, Präsidiumsmitglied bei Makkabi Deutschland und in die Junior Games fest eingebunden, sah keine Alternative. »Die Realität in Deutschland sieht leider so aus«, erklärte er, »dass Antisemitismus vorhanden und auch gewaltbereit ist. Wir wollen unsere Kinder und uns natürlich davor schützen.«
Fackel »Wir wollten den Spirit, die Emotionen, die Motivation, das Positive der Maccabiah in Israel einfach weitertragen«, nennt Alfi Goldberg ein von den Junior-Games-Organisatoren verfolgtes Ziel. Dieses Prinzip funktionierte bereits bei der bunten Eröffnungsfeier der jüdischen Jugendsportspiele bestens. Sogar ein »Olympisches Feuer« wurde mit einer Fackel entzündet.
Zu den Gästen der Zeremonie im Osten Münchens, die ein neues Kapitel in der Makkabi-Geschichte aufschlug, zählte auch Charlotte Knobloch, sportbegeisterte Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie deutete es als ein gutes Zeichen, dass derart viele Jugendliche zu den Junior Games gekommen waren. Damit würden sie auch die jüdische Tradition verkörpern, so Knobloch. Trotz ihrer grundsätzlichen Begeisterung warf die exponierte Vertreterin der jüdischen Gemeinde in Deutschland auch einen durchaus kritischen Blick auf das Thema Sport.
»Sport«, sagte Charlotte Knobloch in ihrer Rede bei der Eröffnung, »sollte eigentlich die Brücke sein, die gemeinsame Sprache, der gemeinsame Spirit, der kulturelle Unterschiede überwindet. Stattdessen ist er leider auch nur Spiegel einer Zeit, in der Antisemitismus über Musik und Internet bereits wieder zum Jugend- und Erwachsenenkult gehört.«
Hoffnung Umso mehr setzt sie ihre Hoffnung auf junge Menschen wie die Teilnehmer der Junior Games. Direkt an die jugendlichen Sportler gewandt, sagte sie: »Ihr seid spätestens ab jetzt Teil der langen, wichtigen Makkabi-Tradition – und ihr begründet eine neue. Ihr seid die Sportler der ersten Maccabi Junior Games. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich hoffe, dass ihr einmal auf diese Tage in München zurückblickt und sie als Beginn von etwas Großem erkennt.«
Zu Ende gingen die Junior Games am Sonntag mit der Überreichung der Medaillen und Urkunden an die teilnehmenden Sportler – und einem Familienfest aller Beteiligten auf dem Münchner Maccabi-Gelände. Nach Wettkampf, Workshops, Party und Schabbat hatten sich diesen entspannten Nachmittag alle verdient. Eines gilt nach dem gelungenen Start als nahezu sicher: Die Makkabi Junior Games in München waren die ersten in Deutschland, aber nicht die letzten.