Düsseldorf

Fünf Tage Kino

In Düsseldorf endet heute das »Paul- Spiegel-Filmfestival – Jüdische Welten«. Seit Sonntag waren in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt acht zeitgenössische und ältere Filme zu sehen.

Noch vor fast einer Woche saß der Kurator des Festivals, Tobias Ebbrecht-Hartmann, ganz entspannt im Foyer des Filmmuseums Black Box. Der Großteil seiner Arbeit war getan: »Ich beschäftige mich das ganze Jahr mit dem Festival, wähle die Filme aus und versuche, die Regisseure nach Düsseldorf zu holen. Aber natürlich bekomme ich von der Jüdischen Gemeinde und dem Filmmuseum Düsseldorf viel Unterstützung«, sagte Ebbrecht-Hartmann, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg arbeitet.

NRW Das Festival, das bereits im dritten Jahr den Namen Paul Spiegels trägt, bringt viele Filme zum ersten Mal nach Nordrhein-Westfalen. Auch das Publikum kommt aus ganz NRW nach Düsseldorf: »Viele unserer Besucher sind natürlich aus der Gemeinde oder aus dem Kreis der Filminteressierten Düsseldorfs, aber wir haben Besucher aus dem ganzen Land.«

Nach jedem Film gibt es Vorträge oder auch Diskussionen mit dem Publikum. »Wir versuchen«, sagt Ebbrecht-Hartmann, »spannende und interessante Gesprächspartner für unser Publikum zu bekommen, und das gelingt uns auch immer wieder. Schwierig wird es nur, wenn Filmemacher in Israel oder international arbeiten. Die haben den Film, den wir zeigen, dann schon auf einem großen Festival präsentiert und arbeiten irgendwo auf der Welt bereits an ihrem nächsten Projekt.« Allerdings gelang es auch in diesem Jahr wieder, Regisseurinnen wie Yael Reuveny oder eine Filmemacherin wie Julia von Heinz nach Düsseldorf zu holen.

Ein Problem sei allerdings die Sprache der Filme. Nicht jeder im Publikum spreche Hebräisch. Filme auf Deutsch oder Russisch waren eine Ausnahme, und manchmal wird ein Film auch mit finanzieller Hilfe der Israelischen Botschaft mit Untertiteln versehen, sodass er beim Festival gezeigt werden kann.

Öffentlichkeit Für die Jüdische Gemeinde, die das Festival in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum veranstaltet, ist es eine wichtige Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren: »Die Gemeinde ist ein von der Polizei stark gesicherter Ort, fast wie ein Ghetto. Aber wir wollen ein Teil Düsseldorfs sein, und das Festival ist eine gute Möglichkeit«, sagt Gemeinderatsvorsitzender Adrian Flohr. »Wir wollen zeigen, dass jüdische Kultur mehr zu bieten hat und vielfältiger ist. Es gibt noch andere als die zwei Themen Holocaust und Nahostkonflikt.«

Das wird auch beim Festival-Programm deutlich, das mit dem Dokumentarfilm Rita Jahan Foruz über die Popdiva begann. Der Film ist nicht nur Porträt, sondern erzählt gleichzeitig die Geschichte der aus dem Iran nach Israel ausgewanderten Juden. Passend zum Film trat nach der Vorführung das Berliner Ensemble »Sistanagila« auf. Die sechs Musiker aus Israel und dem Iran spielten jüdische und hebräische, persische und iranische Lieder.

Heirat Ein Film, auf den sich Ebbrecht-Hartmann besonders gefreut hat, ist Handa Handa 4, der ebenfalls am Sonntag gezeigt wurde: Darin geht es um in Israel lebende bucharische Juden. Der Tradition nach sollen Paare schon nach kurzer Zeit heiraten. Was aber Ronen und Orit nicht wollen. Der Dokumentarfilm gibt Einblicke in die bucharische Kultur. »Der Film passt sehr gut nach Düsseldorf, denn wir haben hier eine große bucharische Community.«

Ebbrecht-Hartmann würde gerne mehr Filme zeigen, die sich dem osteuropäischen Judentum widmen. Wie überall kommen auch in Düsseldorf viele Mitglieder der Gemeinde aus der ehemaligen Sowjetunion: »Aber leider gibt es dort bis heute sehr wenige Filme, die zum Festival passen.« Weitere Werke waren Out In The Dark, ein Drama um eine homosexuelle Liebe zwischen einem Israeli und einem Palästinenser; Killing Nazis, eine Dokumentation über die historischen »Inglourious Basterds«, der bereits im deutschen Fernsehen zu sehen war.

Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr berichtet über das Leben von Yehuda Lerner, der am Aufstand im KZ Sobibor teilgenommen hat; und Schnee von Gestern erzählt eine jüdische Familiengeschichte über drei Generationen. Hannas Reise ist die Geschichte einer Berliner BWL-Studentin in Tel Aviv.

lied Mit Hava Nagila endet am Donnerstagabend das Festival. Der Film erzählt die Geschichte des gleichnamigen Liedes, das seit vielen Jahren auf keiner jüdischen Feier fehlen darf: wie es in den Schtetln in Osteuropa entstand, über die Kibbuzim schließlich in die USA gelang und zu einem weltweiten Hit wurde.

»Hava Nagila ist ein schöner und fröhlicher Abschlussfilm, auf den ich mich sehr freue«, sagt Kurator Ebbrecht-Hartmann. Und wenn sich das Kino danach leert und das Festival vorbei ist, wird er schon mit den Vorbereitungen fürs nächste Jahr beginnen – ganz entspannt versteht sich.

Eindrücke und Informationen gibt es unter www.facebook.com/juedische.welten

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