Ich freue mich, dass der Tu-Bischwat-Abend wieder zu einem festen Bestandteil des Festtagskalenders unserer Gemeinde geworden ist. Lassen Sie uns einige unbeschwerte fröhliche Stunden erleben – heute, sowie hoffentlich noch viele, viele Male in der Zukunft.» So begrüßte Präsidentin und Schirmherrin Charlotte Knobloch am vergangenen Sonntag die Gäste im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums. «Jedes Mal, wenn wir zusammenkommen und feiern und fröhlich sind», wünschte sich Knobloch, «soll unsere Gemeinschaft noch ein Stückchen größer und stärker sein.»
dekoration Die Gemeinschaftsveranstaltung von IKG, Keren Kayemeth LeIsrael (KKL), Torah MiTzion, Zionistischer Organisation München (ZO) und der Janusz Korczak Akademie stand ganz im Zeichen von Musik und Texten zum Thema Bäume und Früchte. Entsprechend waren auch die Tische mit zahlreichen Blumen und Kräutern dekoriert. Früchte wie Datteln und Trauben waren ebenso wie Kaffee und Kuchen zur Feier des «Neujahrs der Bäume» aufgedeckt.
Bereits am Eingang begrüßte Katja Tsafrir, die Delegierte des KKL für Bayern und Baden-Württemberg, die Gäste mit einem Glas Obstpunsch. Diese konnten sich an den Informationsständen der veranstaltenden Organisationen über deren Engagement für Israel informieren. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Rabbiner Yechiel Brukner von Torah MiTzion, der sogleich das Mikrofon an Kantor Moshe Fishel und Nir Klingel übergab, die für die musikalische Begleitung des Abends sorgten.
kompliment Hatte die Tu-Bischwat-Veranstaltung im vergangenen Jahr noch im «Kleinen Saal» stattgefunden, fragte Rabbiner Brukner dieses Mal angesichts des großen Interesses, wohin man wohl im kommenden Jahr ausweichen werde. Da konnte ihn Präsidentin Knobloch beruhigen: Der Burda-Saal lasse sich bis ins Foyer hinaus vergrößern. Diese Aussage verband sie mit einem Kompliment an Rabbiner Brukner, der diese Form der Tu-Bischwat-Feier initiiert hat: «Sie sprudeln über vor guten Ideen. Sie können die Menschen begeistern – von der Religion und der Lebensfreude, die uns unser Glaube vermittelt. Gott hat Sie mit einem Talent gesegnet und zu einem leidenschaftlichen Botschafter für Israel und das Judentum gemacht – mit viel Charme, Humor und Energie.»
Knoblochs Dank galt auch dem Gabbai der Possart-Synagoge, Jechiel Biber, der Rabbiner Brukner nach München geholt hatte. Sie dankte Biber «für alles, was Sie seit vielen, vielen Jahren für unsere Gemeinde leisten. Sie sind so etwas wie ein religiöser Leuchtturm in unserer Mitte. Ihre wertvollen Ratschläge und Anregungen will ich nicht missen. Wie mir selbst, so ist auch Ihnen vor allem an der religiösen Verwurzelung unserer Gemeindemitglieder sehr gelegen.»
Verwurzelung – das war zugleich das Stichwort für die zahlreichen Textbeiträge aus ganz unterschiedlichen Quellen, die von einzelnen Gemeindemitgliedern vorgelesen wurden. Da die Vertreter des israelischen Konsulats in München verhindert waren, zitierte Rabbiner Brukner aus Chaim Weizmanns Rede, die dieser bei der Eröffnung der Knesset am 14. Februar 1949 gehalten hatte. Nach viel Leid und Schmerz sei die Geburt des Staates Israel gelungen. Der kreative Geist und dessen Möglichkeiten stünden jedoch vor gewaltigen Herausforderungen, so Weizmann.
Wie wichtig dabei die Wurzeln sind, machte Thomas Münz von der ZO in seinem Lesebeitrag deutlich. Er erinnerte an einen Besuch des damaligen britischen Ministers für die Siedlungen im britischen Mandatsgebiet, Winston Churchill, im damals noch ganz kleinen Tel Aviv. Bürgermeister Meir Dizengoff wollte ihm einen würdigen Empfang bieten und steckte an anderer Stelle ausgegrabene Bäume entlang der heutigen Rothschild-Allee in den sandigen Wüstenboden. Diese fielen allerdings prompt um. Churchills Kommentar: «Ohne Wurzeln kann nichts bestehen!»
früchte Dass auch Menschen ein starkes Fundament benötigen, unterstrich Katja Tsafrir und zitierte aus den Sprüchen der Väter. Sie schloss den Wunsch an: «Mögen wir wie Bäume und Pflanzen alle starke Wurzeln haben. Möge die Gemeinde ihre Wurzeln stärken!»
«Der Mensch ist wie ein Baum des Feldes» – diese Zeile hatte Rabbiner Daniel Fabian als Ausgangspunkt für seinen kurzen Vortrag gewählt. Das Zitat, das die Veranstalter gleichzeitig als Motto des Abends ausgewählt hatten, hat viel mit seiner eigener Biografie zu tun: Er absolvierte nach seinem Biologiestudium das Rabbinerseminar zu Berlin. «Der Baum im Feld trägt Früchte – und er gibt sie weiter in den Samen und Schösslingen an die folgenden Generationen. Der Mensch mit seinen Taten und seinem Wissen hinterlässt ebenfalls Ideen für die Nachwelt», so Rabbiner Fabian. Jeder einzelne habe dabei auch Verantwortung für andere, wenn er sieht, dass dieser orientierungs- und damit wurzellos sei.
Hoffnung Fabian zitierte auch aus einem Gespräch zwischen Theodor Herzl und Kaiser Wilhelm II. bei dessen Besuch 1898 in Eretz Israel. Es sei schwer, in dieser Hitze Träume zu haben, sagte der Kaiser. Das Land werde demjenigen gehören, der hier Bäume pflanze, antwortete Herzl. Bäume symbolisieren somit immer auch Hoffnung. Und so schloss der offizielle Teil des Abends denn auch mit der gemeinsam gesungenen Hatikwa.
Bevor die Nationalhymne erklang, ging noch der gebürtige Pole Natan Grossmann aus dem Publikum ans Rednerpult. Er erzählte von der «Blauen Büchse», die in seinen Kindertagen fleißig mit Münzen bestückt wurde. Noch heute spendet Grossmann auch deshalb eifrig für die Begrünung Israels und appellierte an die Gäste, es ihm gleichzutun.