Die Ohel-Jakob-Medaille in Gold ist die höchste Auszeichnung, die die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern zu vergeben hat. Am 9. November wird sie im Rahmen eines feierlichen Festakts im Gemeindezentrum am Jakobsplatz aus den Händen von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch an Bundeskanzlerin Angela Merkel verliehen. Für die jüdische Gemeinde steht damit ein großer Tag bevor.
In den Statuten der Ehrung ist nachzulesen, wer für die Auszeichnung infrage kommt: nämlich Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Auf dieser Grundlage könnte es nach Ansicht von Charlotte Knobloch wohl kaum eine geeignetere Persönlichkeit als Bundeskanzlerin Merkel geben. »Noch nie«, sagt die IKG-Präsidentin, »habe ich eine Politikerin oder einen Politiker wahrgenommen, der sich mit dem Herzen so sehr für Israel und für die jüdische Gemeinschaft einsetzt wie sie.«
engagement Die freundschaftliche Beziehung zwischen der IKG-Präsidentin und der Kanzlerin reicht schon viele Jahre zurück. »Ich habe sie kennengelernt, als sie noch auf der Oppositionsbank im Bundestag saß«, erinnert sich Charlotte Knobloch noch ganz genau an ihre erste Begegnung mit Angela Merkel, die Jahre später den Gipfel ihrer Karriere erreichte und seitdem die Geschicke des Landes maßgeblich mitbestimmt.
Der ersten Begegnung sollten noch viele weitere folgen. »Sie hat stets ein offenes Ohr für die Belange der jüdischen Gemeinde«, gibt die IKG-Präsidentin ihre Erfahrungen mit der Kanzlerin wieder. Das wurde auch nach außen hin immer wieder deutlich – etwa dadurch, dass sich Angela Merkel bei einem Besuch in München das neue Gemeindezentrum im Herzen der Stadt zeigen ließ. Ein Zusammentreffen der beiden auf bayerischem Boden gab es auch im vergangenen Jahr, als auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau der 70. Jahrestag der Befreiung begangen wurde.
Der Rat von Charlotte Knobloch, die etliche Ämter und Aufgaben wahrnimmt und auch schon Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war, wird von Bundeskanzlerin Merkel sehr geschätzt. Deshalb gehörte Knobloch zu den wenigen Persönlichkeiten, die Angela Merkel 2008 bei ihrem ersten Besuch in Israel als Kanzlerin begleiten durften. Auch dadurch festigte sich für die bekannteste Vertreterin der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland die Überzeugung: »Ich kann mir keine israelische Regierung vorstellen, egal von wem sie gebildet wird, die auf einen solchen Freund wie die Bundesregierung unter Frau Merkel verzichten könnte. Für solche Freunde muss man dankbar sein«, stellt Charlotte Knobloch seitdem ohne jeglichen Abstrich fest.
Die Person der Kanzlerin als Empfängerin der Ohel-Jakob-Medaille in Gold verleiht der Auszeichnung ohnehin ein ganz besonderes Gewicht. Es ist aber auch der Tag der Preisverleihung, der 9. November, der die Bedeutung der Würdigung noch weiter vertieft. Vor genau 78 Jahren, 1938, wurde in der Pogromnacht von den Nazis das Tor zur Hölle aufgestoßen. Charlotte Knobloch erlebte diese Schreckensnacht an der Hand ihres Vaters Fritz Neuland mit und wird den Hass, der Juden damals entgegenschlug, niemals vergessen.
9. November Für die jüdische Gemeinschaft, nicht nur in München, aber besonders hier in der ehemaligen »Hauptstadt der Bewegung«, ist der 9. November allerdings auch zu einem Tag geworden, der Anlass zur Freude gibt. Vor genau zehn Jahren wurde die neue Hauptsynagoge am Jakobsplatz feierlich eröffnet. Sie erhielt den Namen jener Synagoge in der Herzog-Rudolph-Straße, die 1938 von den Nazis zerstört wurde – genauso wie die Medaille, die jetzt an Angela Merkel verliehen wird.
Ebenjene Ohel-Jakob-Medaille zeugt damit von der Ambivalenz der Geschichte von Juden in München, zu der neben Vertreibung und Auslöschung auch Heimkehr und Neuanfang gehören. »Die Verleihung der Medaille ist ein Ausdruck der tief empfundenen Dankbarkeit, die die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern verlässlichen Partnern und Freunden in unserer freiheitlichen Demokratie entgegenbringt«, erklärt Charlotte Knobloch, der es außerordentlich wichtig ist, Persönlichkeiten auf diese Weise zu auszeichnen.
Bisherige Preisträger der Ohel-Jakob-Medaille in Gold, die nunmehr zum achten Mal verliehen wird, sind in chronologischer Reihenfolge: Edmund Stoiber, bayerischer Ministerpräsident a.D., Christian Ude, Altoberbürgermeister Münchens, Günther Beckstein, bayerischer Ministerpräsident a.D., Professor Hubert Burda, Verleger, Harald Strötgen, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse München, Hans-Jochen Vogel, Altoberbürgermeister der Landeshauptstadt München und Bundesminister a.D., sowie im vergangenen Jahr Horst Seehofer, amtierender bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender.