Porträt

Frankfurt – Die Gemeinde mit sechs Synagogen

Foto: Rafael Herlich

Bereits im Mai 1945 konnte in Frankfurt wieder ein jüdischer Gottesdienst stattfinden. Rabbiner Leopold Neuhaus, der gemeinsam mit Max Meyer die jüdische Gemeinde der Stadt neu begründete, war zu diesem Zeitpunkt nach langen Jahren im KZ Theresienstadt gerade erst acht Tage wieder in Frankfurt.

Der Ort, an dem dieser erste Gottesdienst stattfand, dient auch heute noch als eine der fünf Synagogen der Einheitsgemeinde: Der ehemalige, von den Nazis beschlagnahmte jüdische Kindergarten im Baumweg konnte nach Umbau 1948 feierlich eröffnet werden. Zwei Jahre später war dann auch die Restaurierung der während der Novemberpogrome schwer beschädigten historischen Westend-Synagoge abgeschlossen.

1986 erfolgte die Eröffnung des neuen, mittlerweile in »Ignatz Bubis-Gemeindezentrum« umbenannten Baus des Architekten und derzeitigen Gemeindevorsitzenden Salomon Korn in der Savignystraße.

Den rund 6500 Mitgliedern bietet die Gemeinde ein umfassendes Angebot. Es stehen ihren Betern zu Schabbat und an den Feiertagen insgesamt sechs Synagogen zur Verfügung, darunter die Westend-Synagoge, das Stibl in der Altkönigstraße, die Atereth-Zvi-Synagoge im Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde, die Baumweg-Synagoge, die Beträume in Bad Homburg und die Synagoge des Egalitären Minjans. Die vielzähligen Aktivitäten und Serviceleistungen, vom koscheren Restaurant Sohar’s über umfangreiche soziale Angebote wie Essen auf Rädern, Altenzentrum, eine Einrichtung für junge Menschen mit Behinderungen, ein Jugendzentrum, Integrationskurse, psychosoziale Betreuung von Schoa-Überlebenden und die Beratung von sozial Bedürftigen.

Krippen und Kindergärten, ein komplettes Lehrsystem von der Grundschule bis zur Sekundarstufe, seit dem Schuljahr 2018/2019 eine gymnasiale Oberstufe im Aufbau, sodass künftig auch das Abitur an der I. E. Lichtigfeld-Schule abgelegt werden kann, der Hort im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum, die Religionsschule Jeschurun und die Jüdische Volkshochschule sowie zahlreiche kulturelle Veranstaltungen runden das Angebot ab.

Vor allem aber ist es der Gemeinde gelungen, sowohl orthodoxen Betern mit ihren Rabbinern Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan sowie liberalen Betern im Egalitären Minjan, für die Rabbinerin Elisa Klapheck zuständig ist, ein Zuhause zu geben.

Frankfurt/Main

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